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    II.3 SPANIEN


    Alfons VII.

    Für Alfons VII., König von Kastilien und León, waren die 1140er Jahre mit einigen Mißerfolgen verbunden gewesen. Sein Vetter Alfons (Affonso Henriques) hatte sich offen gegen seinen durch die spanische Kaiserkrone untermauerten Hegemonialanspruch über die Iberische Halbinsel gestellt und sich mit der 1143 endgültig besiegelten Unabhängigkeit Portugals seinem Machtbereich entzogen. Auch die ständigen Kämpfe mit den Mauren waren nicht von dauerhaftem Erfolg gekrönt gewesen. Nach dem Bekanntwerden der Kreuzzugspläne und der damit verbundenen Privilegien sah Alfons eine Möglichkeit, seinen militärischen Operationen eine bis dahin ungeahnte Legitimation zu verleihen und seinen Zielen dadurch möglicherweise Vorschub zu leisten. Er stellte bei Papst Eugen im Frühjahr 1147 den Antrag, sich seine militärischen Operationen gegen die Mauren in Spanien als eigene Kreuzzugsunternehmung anerkennen zu lassen. Der Papst stimmte zu und sprach den Kämpfern in Spanien die gleichen Privilegien zu, wie sie auch ein Kreuzfahrer auf dem Weg ins Heilige Land genießen würde. Mit dieser Entscheidung beraubte sich Eugen unwissentlich aber selbst seiner besten Gegenargumente, als sich die Situation in Deutschland immer mehr zum Nachteil der ursprünglichen Zielsetzung Eugens entwickeln sollte.

    II.4. DIE DRITTE FRONT

    Im März 1147 berief Konrad einen neuerlichen Reichstag ein, der vor allem zur Planung und strategischen Vorbereitung des kommenden Kriegszuges dienen sollte. In Frankfurt versammelten sich die entscheidenden Vertreter des deutschen Adels und berieten über die aussichtsreichste Vorgehensweise. Für Unruhe sorgten bei diesem Treffen die norddeutschen Fürsten, die unverhohlen erklärten, daß sie sich von Kriegszügen gegen die heidnischen Wenden in Ostdeutschland und auf dem Baltikum mehr Vorteile versprächen, als von einem Unternehmen im Heiligen Land.


    Slawische Götterfigur (Rügen)

    Ihre allzu durchsichtigen Gründe, den Griff nach fruchtbarem Siedlungsland und die Erschließung neuen Territoriums, begründeten die Fürsten mit dem Wunsch nach der Bekehrung der dort lebenden Heiden. Sie äußerten zudem das Begehren, bei diesem Slawenkrieg die gleichen Privilegien genießen zu dürfen wie die anderen Kreuzfahrer. Diese eigentlich unverschämte, da vom Papst so nicht initiierte Erhebung eines Kriegsunternehmens zum Kreuzzug de facto, wurde von Bernhard gebilligt, offenbar ohne vorher Rücksprache mit dem Papst zu halten. In einem Brief an die norddeutschen Fürsten verlieh er ihnen die gewünschten Rechte. „Weil nämlich der Herr meiner Niedrigkeit anvertraut hat, dieses Wort des Kreuzes zu verkündigen“, schreibt Bernhard, „erklären wir nach dem Beschluß des Herrn Königs, der Bischöfe und Fürsten, die in Frankfurt zusammengekommen waren, daß sich die Stärke der Christen gegen jene rüsten soll, daß sie das Zeichen des Heiles auf sich nehme, jene Stämme völlig zu vernichten oder auf immer zu bekehren; wir versprechen ihnen die gleiche Vergebung der Sünden wie denen, die nach Jerusalem gezogen sind.

    Diese Entscheidung war strategisch höchst gefährlich. Die Eröffnung einer dritten Front und die so zwangsläufig erhebliche Schwächung des deutschen Heeresaufgebotes, das bis dahin zur Erreichung des ursprünglichen Kriegszieles zur Verfügung gestanden hatte, mußte das Unternehmen schwächen. Dazu kam noch, daß die eher rückständig lebenden Wenden wohl kaum eine Gefahr für die Christenheit darstellten und sich in den letzten Jahren die Beziehungen zu den andersgläubigen Nachbarn sogar noch verbessert hatten. Dem Papst blieb allen Zweifeln zum Trotz am Ende nur, diesem Unternehmen seinen Segen zu geben, wenn er sein Gesicht nach der voreiligen Zusage seines höchsten Predigers und den Zugeständnissen an die Spanier wahren wollte; seinen Zielen entsprach dies aber sicherlich nicht. Nicht nur, daß nun ein wirksames Bündnis mit den Deutschen gegen die sizilianischen Normannen aus Mangel an verfügbaren Streitkräften für die Dauer des Kreuzzuges nicht mehr möglich war, nun kam auch noch die Zersplitterung der für die Befreiung Edessas vorgesehenen Kräfte hinzu. Es ist bezeichnend, in welcher Stellung sich Bernhard gefühlt haben muß, wenn er dem Papst in entscheidenden politischen Fragen derartig vorzugreifen wagte, und es stellt Bernhards Weitsichtigkeit in strategischen Fragen kein gutes Zeugnis aus.

    II.5. BYZANZ: SORGEN IM OSTEN DER CHRISTENHEIT


    Die Hagia Sophia war die wichtigste Kirche Konstantinopels. Nach der osmanischen Eroberung 1453 wurde sie zur Moschee, ab 1934 zum Museum umgewidmet. (Foto: O. Borgwardt)

    Auch weiter im Osten wurde die Beteiligung Deutschlands an dem kommenden Unternehmen äußerst kritisch gesehen. Der byzantinische Kaiser Manuel I. Komnenos hatte in seinem Bestreben, einen wirksamen Verbündeten gegen die sizilianischen Normannen unter Roger II. zu gewinnen, Konrads Schwägerin Bertha von Sulzbach geheiratet. Mit der Zusage Deutschlands zum Kreuzzug stand Manuel nun vor dem gleichen Problem, das schon Papst Eugen erhebliche Schwierigkeiten bereitete. Für die noch völlig unabsehbare Dauer des Kreuzzuges war Deutschland als Gegengewicht zu Sizilien völlig ausgeschaltet. Dazu kamen noch Bedenken, denen sich der Kaiser durch die Beteiligung eines Verbündeten Siziliens stellen mußten. Frankreich, mit Roger II. eng verbunden, wollte seine Truppen zusammen mit den Deutschen über den Landweg ins Heilige Land schicken und somit auch durch byzantinisches Territorium ziehen. Falls sich nun Konrad von Ludwig in eine wie auch immer geartete antibyzantinische Koalition hineinziehen lassen würde, hätte Manuel eine äußerst gefährliche Streitmacht vor der eigenen Hauptstadt vorgefunden. Zwar hatte Ludwig, offenbar in klarer Erkenntnis der normannischen antibyzantinischen Ziele, bereits Rogers Angebot eines Seetransportes des französischen Heeres von sizilianischen Häfen aus abgelehnt, zudem Roger im Gegenzug eine eigene Beteiligung an dem Kreuzzug versprochen hatte, aber auch dieses Zugeständnis an byzantinische Sicherheitsbedenken konnten die Sorgen am Bosporus nicht zerstreuen.




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