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Der Zweite Kreuzzug1147 - 1148![]() St. Mauritius als Kreuzfahrer (Mauritiusschrein, um 1150). Ähnlich gerüstet zogen deutsche und französische Ritter auf den Zweiten Kreuzzug.
„Gewisse Pseudo-Propheten haben die Christen mit leeren Worten verführt.
Die Predigt dieser Männer war so enorm einflussreich, dass sich die Einwohner benahe jeder Region freiwillig für die gemeinsame Vernichtung hingaben".
Zwei Jahre später waren die Träume ausgeträumt. Von den einfachen Männern, die in den Osten gegangen waren, war kaum einer zurückgekehrt. Kein Kriegsziel war erreicht worden. Die Versprechungen, die vor dem Krieg gemacht worden waren, schienen nun auf einmal nichts weiter als Lügen zu sein. Der Mann, der sich bei diesen Versprechungen am deutlichsten hervorgetan hatte, war Bernhard von Clairvaux, und er sah sich auf einmal heftiger Kritik ausgesetzt. Die ganze Idee des Kreuzzuges geriet ins Wanken, einer ganzen Generation europäischer Fürsten war die Lust auf einen weiteren „Gotteskrieg“ vergangen. Was war geschehen? In dieser (ursprünglich als universitäre Arbeit verfaßten und hier in einer vereinfachten Form vorliegenden) Abhandlung wird der Verlauf des Zweiten Kreuzzuges nachvollzogen und ein Blick auf die umfangreichen Vorbereitungen, sowohl politischer als auch religiöser Art, geworfen. Die einzelnen militärischen Operationen und die entscheidenden Fehler der Kreuzfahrer sollen ebenso beleuchtet werden, wie die Rolle, die der wichtigste Prediger seiner Zeit, der später heiliggesprochene Bernhard von Clairvaux, gespielt hatte. GRÜNDE FÜR DEN ZWEITEN KREUZZUG
Der Verlust war schwer: Über ein halbes Jahrhundert lang war Edessa ein mächtiger Außenposten der Kreuzfahrer gewesen. Zahlreiche Festungen boten den Christen Schutz und bildeten gleichzeitig die Basis für Raubzüge in benachbartes muslimisches Territorium. Die Pufferfunktion gegenüber dem Seldschukenreich war gerade für die an der Küste liegenden Kreuzfahrerstaaten ein bedeutender Schutz. Allerdings war Edessa schwierig zu versorgen und zu verteidigen. Die Küste war weit, die militärische Elite der Christen klein und die einheimische Bevölkerung bildete sich neben den christlichen Armeniern vor allem aus Muslimen. Dennoch war die Einnahme durch Zangi wohl vor allem ein Akt politischer und weniger religiöser Natur, denn trotz der Schrecken des Ersten Kreuzzuges wurde die christliche Präsenz im Heiligen Land zu diesem Zeitpunkt noch eher als Affront denn als Gefahr für den Islam verstanden. Von den Muslimen wurde die Beseitigung Edessas als strategischer Keil zwischen den iranischen und anatolischen Türken mit Wohlwollen aufgenommen. Völlig anders wurde der Verlust der Stadt von den Christen betrachtet. Mit der Beschränkung auf den Küstenstreifen war das christliche Herrschaftsgebiet nun noch mehr als vorher an das Meer zurückgedrängt worden und sah sich entlang einer langen Front mit dem Glaubensfeind konfrontiert. Der steigenden Macht der Herren von Mossul, die das Gebiet des heutigen Irak und einen Teil Syriens kontrollierten, war von den Kreuzfahrerherren in Jerusalem lange wenig Beachtung geschenkt worden. Vielmehr betrachtete man die Fatimidenherrscher in Ägypten als Bedrohung und die Buriden, eine türkische Dynastie, die seit 1104 in Damaskus herrschte. Nun, fast 20 Jahre nach der Vereinigung der Macht von Aleppo und Mossul unter Zangi (1028), hatte es der etwa 60 Jahre alte Atabeq mit der Einnahme Edessas geschafft, eine Schockwelle in der Christenheit auszulösen, die in Europa mit dem Ruf zum Zweiten Kreuzzug beantwortet werden sollte. II. AUFRUF UND MOBILMACHUNG
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