![](../../images/animations/rotate.gif) Über Furor Normannicus
uror Normannicus ist eine Interessengemeinschaft, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Zeit der Normannen im Hochmittelalter wiederaufleben zu lassen.
Dies geschieht durch praktische Darstellung der Gewandungen, Rüstungen und Handwerkskunst "am Mann", d.h. durch
Nachbildung und Nachbau der historischen Ausrüstung der Menschen in einem Reiselager am Ende des 12. Jahrhunderts.
Dabei bedienen sich die Mitglieder bei der Rekonstruktion
historischer Kleidung, Gebrauchsgegenstände und Ausrüstungsteile
einschlägiger Fachliteratur, zeitgenössischen Darstellungen und Kunstgegenständen
aus der Zeit zwischen 1170 und 1200. Auf historische Genauigkeit wird dabei geachtet.
Ziel ist es, die Ausrüstung nach und nach weitestgehend
auf einen den historischen Vorbildern möglichst entsprechenden Stand zu bringen. Somit soll
die bewegte normannische Geschichte lebensnah präsentiert werden.
Warum gerade das 12. Jahrhundert?
![](../../images/kreuzritter.jpg)
Kreuzfahrerdarstellung in einer französischen Bibel um 1200.
Eine Figur des 12. Jahrhunderts, um die sich viele Mythen ranken, ist auch Nicht-Historikern wohl vertraut: Richard Löwenherz.
Der wohl bekannteste englische König des Mittelalters
ist längst eine Ikone der Alltagskultur geworden, die
sich in vielerlei Büchern, Filmen und elektronischen
Unterhaltungsmedien wiederfindet. Oft tritt er als
der sehnsüchtig erwartete wahre König Englands auf,
mit dessen Rückkehr aus dem Kreuzzug die Schreckensherrschaft
seines Bruders Johann enden wird,
der sich nur die kühnen Gefährten um Robin Hood
entgegenstellen.
In dieser Rolle als weiser König und
furchtloser Krieger kennen ihn ganze Generationen,
die dem zur Sagengestalt verklärten Richard schon in
den Gutenachtgeschichten im Kindesalter begegnen.
Wie aber war die Zeit Richards von England wirklich?
Das ausgehende 12. Jahrhundert markiert nicht
nur die Regierungszeit Richards, sondern auch das
engültige Ende der normannischen Eroberungen in
Europa. Nach einer langen Geschichte militärischer
Aktionen, die bis zu den ersten Wikingerüberfällen im
8. Jahrhundert zurückreicht und mit den Eroberungen
Englands (1066), Siziliens (ab 1061) und der Beteiligung
am Fall Jerusalems (1099) im 11. Jahrhundert
gipfelte, gehen die normannischen Eroberer nach und
nach in der Bevölkerung der von ihnen erworbenen
Gebiete auf.
![](../../images/bayeux_harold.jpg)
1066: In der Schlacht von Hastings wird der englische König Harold getötet. Der Normanne Wilhelm gelangt auf den Thron. (Darstellung auf dem Teppich von Bayeux, Ende 11. Jahrhundert)
Ein Phänomen der normannischen Spätzeit war das
sogenannte Angevinische Reich, das unter Heinrich
II. und seinen Söhnen Richard und Johann von der
schottischen bis zur spanischen Grenze reichte und
mit der Rückgewinnung der Normandie durch den
französischen König Philipp II. im Jahre 1204 zu
Ende ging. Diese Zeit führte das Erbe der normannischen
Expansion im 11. Jahrhundert fort und trug
den Samen vieler Konflikte in sich, der später im
Hundertjährigen Krieg aufgehen sollte.
Und nicht zuletzt war es die Zeit der Kreuzzüge,
in der sich Abendland und Orient nicht nur kriegerisch, sondern auch kulturell begegneten und
die sich auch in Europa in Kultur, Religion und Wissenschaft niederschlug. Wissenschaftler sprechen heute von der "Renaissance des 12. Jahrhunderts".
Daß auch diese Periode am Ende der normannischen
Blütezeit interessante und wichtige Aspekte besitzt,
davon sind die Mitglieder der Gruppe Furor Normannicus
überzeugt. Wir versuchen uns dem Thema seit 1999 mit
den Mitteln der Recherche, Rekonstruktion und Darstellung
zu nähern. Dieser Ansatz wird oft als Living History oder Re-enactment bezeichnet.
Unsere Darstellung
![](../../images/fn_Almosen.jpg) Arm und Reich: Vergabe von Almosen nach dem Kirchgang.
Thematischer Schwerpunkt unserer Darstellung ist der
niedere Adel und das angevinische Rittertum des 12. Jahrhunderts,
was naturgemäß auch eine Darstellung niederer Stände
mit einschließt. Kleidung und Ausrüstung von Adligen und
Gemeinen wird mit stetig wachsender Qualität rekonstruiert
und zu einem stimmigen Gesamtbild zusammengefügt.
Dieses Gesamtbild können Besucher dann bei unseren Auftritten
erleben. Unser Lager wird zum Freilichtmuseum, und
die Darsteller in historischer Tracht stehen für alle Fragen zur
Verfügung und demonstrieren gerne die Funktion oder Handhabung
der ausgestellten Gegenstände.
Neben Sachkultur und Geschichte wird bei vielen Mitgliedern
auch Wert auf den sportlichen Aspekt des Hobbies, sprich des
Fechtens mit historischen Waffen, gelegt. Daß hier wie bei
den meisten seriösen Darstellern wegen des modernen Sicherheitsbedürfnisses
Kompromisse gemacht werden, soll nicht
verschwiegen werden.
![](../../images/facemask.jpg) Normannische Ritter und Soldaten.
Die Unterschiede zwischen mittelalterlichem
Kriegshandwerk und modernem sportlichen Freikampf
werden den Gästen auf öffentlichen Veranstaltungen erklärt
und der Kontrast zu bekannten Zerrbildern, die etwa durch
Kinofilme transportiert werden, aufgezeigt.
Die Auseinandersetzung mit populären Irrtümern und
Mythen wird von den Mitgliedern auch in Schulen getragen,
wo gelegentlich Projektunterricht mit den entsprechenden
Materialien durchgeführt wird. Die Schwerpunkte liegen
dabei zumeist auf der Geschichte des Rittertums, Sach- und
Kleidungskunde.
Mehrere Mitglieder von Furor Normannicus sind ausgebildete
Historiker oder Akademiker in anderen Schwerpunkten, die
mit wissenschaftlicher Arbeit vertraut sind. Das theoretische
Wissen wird bei der Anfertigung der Ausrüstung umgesetzt.
Größere Projekte werden von mehreren Mitgliedern zusammen
geplant und durchgeführt. Jüngstes Beispiel ist die voll
funktionsfähige Rekonstruktion einer muskelbetriebenen Belagerungsmaschine
nach historischen Vorlagen. Zudem nehmen einige
der Mitglieder an Tagungen teil oder organisieren Ausflüge
und Bildungsfahrten. Auch Wanderungen in historischer Kleidung stehen bei uns auf dem Programm.
Was wir nicht sind
Nach dieser kleinen Einführung haben Sie vielleicht einen kleinen Eindruck davon bekommen,
was wir tun und was unsere Ziele sind.
Um ganz klar abzugrenzen, was wir nicht repräsentieren, seien hier noch einige Worte gesagt.
Furor Normannicus ist unpolitisch.
Obwohl jedes unserer Mitglieder sehr wohl seine eigene politische Meinung hat, so hat diese keinen Einfluß auf das Projekt.
Furor Normannicus läßt sich auch nicht für politische Zwecke einspannen.
Radikalismus in jeder Form und Gewalt lehnen wir kategorisch ab.
Furor Normannicus ist nicht weltfremd.
Wir sind alle berufstätig oder in Ausbildung, also ganz bestimmt keine "Aussteiger". Esoterisches Gedankengut lehnen wir ab.
Furor Normannicus ist kein Fantasy.
Wir legen Wert darauf, nicht mit Live-Rollenspielern verwechselt zu werden. Die Fans des LARP (Live Action Role Playing) haben ihre ganz eigene Szene,
die auf Fantasy-Rollenspiel Wert legt, während wir versuchen, so weit es geht, nach historischen Gesichtspunkten zu agieren.
Nobody´s perfect!
Wir stellen an uns selbst den Anspruch, möglichst originalgetreu zu arbeiten.
Das heißt aber nicht, daß wir zu jedem Zeitpunkt das Nonplusultra an historischer Ausrüstung bieten könnten.
Für Kritik und Anregungen sind wir immer dankbar.
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