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    Im späten 11. Jahrhundert setzten die Christen Mangonels gegen die Moslems in Spanien ein, und es ist wahrscheinlich, daß diese Maschinen den islamischen Vorbildern (die im Arabischen als manjaniqs bezeichnet wurden) weitestgehend entsprachen. Schon in der Biographie von Ludwig dem Frommen (778 - 840) gibt es Hinweise auf ein sogenanntes manganum, das bei der Belagerung von Tortosa (808/9) zum Einsatz gekommen sein soll. Allerdings fehlt hier eine genaue Beschreibung der Maschine. Ab dem späten 10. Jahrhundert findet sich für muskelbetriebene Wurfmaschinen auch die Bezeichnung petraria in lateinischen Quellen, zuerst in der Chronica Salernitanum (um 974). Dieser Begriff leitet sich wahrscheinlich vom griechischen petrare ab, einer seit dem 7. Jahrhundert bekannten byzantinischen Belagerungsmaschine.


    Diese 45 cm lange Lederschlinge aus dem 13. Jahrhundert ist die einzige bekannte erhaltene Schleudertasche eines Mangonels aus dem Mittelalter.
    Sie wurde in Syrien gefunden.

    Ab der Mitte des 12. Jahrhunderts tauchen immer wieder petrariae (oder ähnlich bezeichnete Maschinen) in Frankreich und in den anglo-normannischen Machtbereichen auf. Der französische König Philipp II. nahm drei solcher Maschinen mit auf den 3. Kreuzzug, und in England werden solche Waffen bei den Belagerungen von Marlborough und Nottingham 1194 erwähnt. Petrariae oder perrières konnten dabei beachtliche Größen erreichen. Bei der Belagerung von Boves (1185) sollen vier Männer nötig gewesen sein, um eine Kugel für die große Pierrière des französischen Königs heranzuschaffen. Zwanzig bis sogar über 100 Männer waren an den Zugseilen der größeren Maschinen keine Seltenheit.


    Derart große Maschinen waren offenbar in der Lage, auch gegnerische Mauern zu beschädigen. Während der Belagerung von Akkon 1191 stellte Philipp II. seine größte Maschine auf, die den klangvollen Namen Malvoisin ("böser Nachbar") trug. Eine andere Maschine wurde als "Gottes Katapult" bezeichnet. Bei beiden Maschinen wird eine gute Trefferwirkung beschrieben, der die muslimischen Verteidiger mit Brandgeschossen zu begegnen suchten.


    Die Chronik des Byzantiners Ioannis Skylitzes (Sizilien, Ende 11. / Anfang 12. Jhdt.) zeigt den Einsatz von muskelbetriebenen Geschützen beim Angriff auf Mopsuestia (Kilikien).

    Die eigentlichen Aufgaben der muskelbetriebenen Katapulte lagen aber üblicherweise nicht unbedingt im Niederreißen der Mauer, sondern im Angriff auf Menschen und gegnerische Geschütze. Die meisten Maschinen konnten nur Geschosse mittlerer Größe werfen, die einer Mauer wenig anhaben konnten, wohl aber den Verteidigern auf den Zinnen. Die relativ hohe Schußfrequenz wurde besonders dann deutlich, wenn die Pierrières in Batterien zu zwei oder mehr Maschinen eingesetzt wurden. Während des Zweiten Kreuzzuges versammelte sich 1147 ein Heer aus normannischen, flämischen und deutschen Kreuzfahrern vor Lissabon und brachte dort zwei Schleudern in Stellung. Innerhalb von zehn Stunden warfen diese von sich ablösenden Mannschaften bedienten Waffen rund 5000 Steine auf die Stadt - durchschnittlich ein Stein alle sieben Sekunden.

    Die moralische Wirkung eines solchen Bombardements war nicht zu unterschätzen. Die Hilflosigkeit gegenüber den niederprasselnden Geschossen war zwar nicht mit dem Schrecken in den Stahlgewittern der Weltkriege zu vergleichen, aber offensichtlich beeindruckend genug. So beeindruckend, daß etwa 1145 die Besatzung der erst kurz zuvor vollendeten Burg Farington (England) nach einem solchen Beschuß aufgab, ohne daß die Belagerer einen verlustreichen Sturmangriff wagen mußten.


    Steingeschosse im Museum von Aleppo, Syrien.

    Die Steine, die von den Katapulten im Einsatz geschleudert wurden, waren nicht unbedingt wahllos ausgesuchte Natursteine. Vielmehr scheint man auf eine gewisse Formgebung und Standardisierung Wert gelegt zu haben. Steinmetze zogen mit den Armeen und sorgten für die Vorbereitung der Geschosse. Wenn die geschleuderten Steinkugeln ähnliche Form, Größe und Gewicht hatten, erleichterte dies den Mannschaften das Zielen erheblich.

    Mit gut trainierten Mannschaften konnten die Geschütze offenbar recht genau treffen. So konnten nicht nur Aufbauten und Tore beschossen werden, auch einzelne Personen konnten zum Ziel werden. Dies wurde auch Männern wie Simon IV. von Montfort (geboren 1160) zum Verhängnis. Der besonders in den Albigenserkriegen berühmt gewordene Graf von Toulouse wurde im Juni 1218 vom Stein einer von Frauen gezogenen Belagerungsmaschine tödlich getroffen.




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