KORSCHENBROICH. Böse Mächte haben Korschenbroich erreicht.
Kriegerische Orks stürzen sich auf tapfere Ritter, schwingen Äxte und Schwerter -
und drehen die Zeit zurück. In Korschenbroich lebt das Mittelalter auf, bestückt mit
Wesen aus der Welt der Fantasie. Alles passt zusammen: die Kostüme, die Pferde, die Schreie
der Kämpfer. Was hier unwirklich erscheint, sind nicht länger die Orks. Es sind die
geklinkerten Doppelhaushälften im Hintergrund.
Was am Wochenende in Korschenbroich
zum Leben erwachte, waren Szenen aus dem Drehbuch zum Fantasy-Film "Kriegerherzen". Das Projekt,
betonen die beiden Filmemacher Lars Gatting (29) und Rainer Fränzen (31), werde völlig
unkommerziell umgesetzt, große Sponsoren gebe es nicht. Egal ob Regisseur, Maskenbildner,
Kameramann oder Hauptdarsteller - alle sind aus Leidenschaft dabei, bezahlt wird keiner.
Seit Februar wird an Wochenenden an verschiedenen Schauplätzen vor allem in NRW gedreht -
die Aufnahmen in Korschenbroich werden am Ende auf zehn der insgesamt 90 bis 120 geplanten Minuten
zusammengeschnitten.
Drehpause. Inmitten der Ritter aus dem Königreich Vallconnan
und den Orks mit ihrer grünen Haut, den spitzen Ohren und langen Haaren steht Detlev Linde.
Sein Job: Er koordiniert die Kampfszenen. "Die Helden", sagt er eindringlich, als sich einer der
Ritter tatsächlich leicht verletzt, "stehen im Script. Ihr geht im Zweifel sofort zum Sani."
Sani, das sind die Sanitäter, die am Rand des Drehorts ihre mittelalterlich anmutenden Zelte
aufgeschlagen haben. Orks und Ritter kämpfen mit Schwertern und Äxten, deren Vorbilder
mittelalterliche Originale sind. Groß und schwer - nur ein wenig stumpfer. "Die meisten der
Laien-Schauspieler haben Schaukampf-Erfahrung", beruhigt Gatting.
Angefangen, erzählt er, habe seine und Fränzens Dreherei mit einem Kurzfilm.
"Der sollte die Grundlage für eine Bewerbung an einer Filmhochschule werden."
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Nachdem daraus
im vergangenen Jahr ein 45-minütiges Stück mit Namen "Blinde Ehre" geworden war,
reiften die Pläne für einen zweiten, längeren und professionelleren Fantasy-Film:
Kriegerherzen. Er handelt vom Kampf zwischen Gut und Böse, den tugendhaften Rittern aus
Vallconnan und den finsteren Zauberern mit den kriegerischen Orks.
In Korschenbroich kommt es zum Finale, zur großen Schlacht vor der Burg, in die sich die Vallconnan vor den
Orks geflüchtet haben. Die Burg-Szenen selbst sind in Solingen bereits abgedreht, Korschenbroich dient den
Szenen, in denen es Tiefe und Platz für galoppierende Pferde und aufeinander losgehende Kämpfer
braucht.
Oliver Borgwardt gehört zu den Freiwilligen, die am Wochenende angereist sind, um dem Guten zum Sieg
zu verhelfen. Das Mittelalter ist dem 24-Jährigen vertraut: Er ist Mitglied der Mittelaltergruppe
"Furor Normannicus", studiert mittelalterliche Geschichte und hat sein eigenes Kettenhemd dabei.
Sein Kollege Carsten Kruhöfer muss auf den Schutz seiner Lederrüstung vertrauen. Eine Frage
des Geldes, meint der 28-jährige Bäckermeister. Was im Mittelalter teuer war, ist es heute immer noch.
Teuer ist auch das Kamera-Equipment. Das meiste hat Christian Wallhäuser zur Verfügung gestellt -
mit seinen Objektiven fängt er unter der Woche Videoclips für Viva oder MTV ein. Im Dezember
sollen die letzten Szenen für "Kriegerherzen" abgedreht sein, danach, sagt Gatting, folgen vier bis
fünf Monate Schnitt. "Premiere feiern wir in einem Kino, in welchem, wissen wir noch nicht genau", sagt er.
Vorführungen auf Filmfestivals sowie der Verkauf auf DVD und Videokassette sollen folgen. Ob`s am Ende ein
Happy End mit schwarzen Zahlen wird, weiß er nicht. Wohl aber, dass die Geschichte selbst einen guten Ausgang
nimmt. Eigentlich. Denn nach dem Abspann gebe es noch eine letzte Szene. "Dann ist doch wieder alles offen",
verrät er.
>>www.kriegerherzen.de
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