• Home | This page in English


    Presseartikel über Furor Normannicus




    Aus der Neuen Rhein Zeitung Dinslaken (NRZ), Montag, 29. Juni 2008

    Schleuder ins Mittelalter


    MUSEUMSFEST. Rund um den Voswinckelshof kämpften Ritter, wurden Zauberrunen geschrieben, Brot gebacken und Münzen geprägt. Eines der Highlights: der Nachbau einer Belagerungsmaschine

    DINSLAKEN. - Die beiden Männer umkreisen sich, taxieren sich still. Dann schlagen sie mit mächtigen Hieben aufeinander ein. Der Kampf zweier Ritter. Schwerter klirren. Prallt die Stahlklinge auf dem Holzschild des Gegners ab, ist der dumpfe Schlag über die ganze Wiese vor dem Voswinckelshof zu hören. Die Zuschauer ahnen die Wucht der Waffen, halten Abstand mit gebührendem Respekt. Sorge um ernsthafte Verletzungen braucht sich indes keiner zu machen. Die Mitglieder des Lagers Furor Normannicus sind Schaukämpfe gewohnt. Gestern schlugen sie ihre Zelte einmal mehr im Rahmen des Museumsfestes in Dinslaken auf. Museumspädagogin Cordula Hamelmann hatte zum Mittelalterlager gerufen, auch in diesem Jahr konnten sich große wie kleine Besucher einen Eindruck vom Leben und Wissen alter Zeiten verschaffen.


    Celine sucht den Anfangsbuchstaben ihres Namens vergeblich im Runenalphabeth. "Wie klingt er denn" hilft ihr Susanne Frieters auf die Sprünge. Celine muss auf die Lautschrift ausweichen, malt die "z"-Rune auf ein Stückchen Papier, dann auf Holz. "Schreiben ist Magie" erklärt Frieters. Als Theologin findet sie es spannend, was Menschen vergangener Zeiten glaubten. Für die Germanen war die Schrift als wortloses Kommunikationsmittel Zauberei, Runen somit zugleich Orakel. So steht das "Z", mit dem Celines Name in Runenschrift beginnt, auch für Schutz und Abwehr.


    Mit Schutz und Abwehr beschäftigt sich auch Schmiedemeister Jochen Tappe. Während er über dem mittels Blasebalg betriebenen Feuer eine Art Sushimesser schmiedet, fachsimpelt er über Ritter und Samurai. "Neue Forschungen haben ergeben, dass die japanischen Kämpfer keine Chance gehabt hätten. Mit einem europäischen Schwert kann man zusätzlich stechen und würgen." So steht's im historischen Fechtbuch aus dem Mittelalter. Harte Zeiten für den Fan fernöstlicher Kampfkunst.

    Dabei sehen die mittelalterlichen Kriegsgeräte auf den ersten Blick gar nicht so gefährlich aus. Erstmals hat "Furor Normannicus" eine Pierriere vor dem Voswinckelshof aufgebaut. Die kleine Belagerungsmaschine erinnert an einen Kran. Sie hat es aber in sich: Durch Körperkraft zum Schwingen gebracht, schleudert sie Geschosse bis zu 45 Meter weit.


    Angenehmere Schwingungen findet man da in der Küche des Voswinckelshof. Hier hat Thomas Baumann seine Instrumentensammlung aufgebaut. Drehleiern, Sackpfeifen, Laute und Harfenzither: die musische Seite des Mittelalters


    Wieder draußen duftet es nach Spanferkel, Sauerkraut und frischem Brot. Auch das leibliche Wohl steht ganz unter dem Zeichen des Mittelalters, und das Brot, eine Spezialmischung für den neu installierten Holzofen, erweist sich als echter Renner.


    Bezahlt wird in moderner Währung, doch befindet sich die Münzerei gleich nebenan. Hier prägt Ralf Althoff den Dinslakener Groschen. Wie Anno 1376, als Dietrich von der Mark Landesherr der Herrschaft Dinslaken war und dessen Bild die Münze ziert. Das Ritterlager beim Museumsfest - es ist mehr als ein erlebnisreicher Nachmittag. Es lässt Momente der Stadtgeschichte lebendig werden.

    Zurück