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<<< Zurück IV. DIE REAKTIONEN UND DAS ENDE DER WIKINGER-ÄRAm dem Übel Einhalt zu gebieten, versuchten die Anführer Europas professionelle Heere aufzustellen. Die Franken setzten gut gerüstete Reiter (milites) gegen die Wikinger ein, man baute Brücken zu Befestigungen aus. In England zahlten die angelsächsischen Könige seit 994 Schutzgeld (Danegeld) an die Wikinger, was aber nicht den gewünschten Effekt erzielte. Fränkische Panzerreiter (Psalterium Aureum, St. Gallen, vor 883). Es ging nämlich nicht mehr nur um Beute, sondern verstärkt auch um Land. Städte wie Dublin wurden als Handelsposten fern der Heimat gegründet, entlang der Loire entstanden feste Siedlungen, die zunächst nur als Winterquartiere dienten. 911 erkannte Karl der Einfältige, König der Westfranken, die Landnahme dänischer Wikinger an der Seinemündung an. Der Normannenführer Rollo wurde mit dem Gebiet belehnt und gründete so das erste normannische Herzogtum in Frankreich. Im Gegenzug verpflichtete sich Rollo zur Landesverteidigung und nahm den christlichen Glauben an. Die Hauptstadt des neuen Reiches wurde Rouen. Ironischerweise erwiesen sich die Normannen selbst als gute Abwehr gegen ihre Landsleute. Sobald die Franken Skandinavier mit Landzugeständnissen seßhaft machten, sie zur Taufe aufforderten und für die Landesverteidigung einspannten, entspannte sich die Lage. Mit dem beginnenden 10. Jahrhundert flachten die Angriffswellen ab, die das Frankenreich bedrohten, im Gegensatz etwa zu den britischen Inseln. Spätestens im 11. Jahrhundert änderten sich die Verhältnisse in Europa zum Nachteil für die Wikinger. Feste Königreiche mit professionellen Soldaten hatten sich etabliert, die Einführung des Christentums in den meisten Gebieten Skandinaviens vertrug sich nicht mit der Idee der Raubzüge. Viele ehemalige Seefahrer waren inzwischen seßhaft geworden, ehemalige Kolonien wie Island erklärten sich für unabhängig von den skandinavischen Mutterländern. er letzte große Mann, der noch nach den alten Regeln zu spielen schien, war Harald Hardraada ("der Harte") Sigurdsson. Er hatte sich über Umwege von Norwegen aus nach Kiew und schließlich nach Konstantinopel begeben, wo er sich zum Führer der aus skandinavischen Söldnern bestehenden Warägergarde hochdiente. Nach mehrjährigen Kriegszügen, die ihn reich machten, kehrte er nach Norwegen zurück und wurde dort 1047 zum König gekrönt. Im Laufe der nächsten zehn Jahre führte der leidenschaftliche Skaldendichter und aggressive Kriegsherr erfolgreiche Plünderungszüge in Nordeuropa, was ihn zum Vorbild für all jene machten, die noch nicht durch die fortschreitende Christianisierung oder durch Seßhaftigkeit von dem Wunsch abgekommen waren, durch Seeräuberei zu Reichtum zu gelangen. Sein Ende fand Harald Sigurdsson schließlich bei seinem Versuch, die englische Krone an sich zu reißen. Bei der Schlacht um Stamford Bridge am 25. September 1066 fiel er, und das Ende des viking age war besiegelt. Nur wenige Tage später, am 14. Oktober, sollte dann ein anderer Normanne, Wilhelm der Eroberer, den Thron Englands erlangen. 1066: Nach der Schlacht von Hastings gelangt der Normanne Wilhelm auf den Thron von England. (Teppich von Bayeux, Ende 11. Jahrhundert) VII. FAZITnkonventionelle Methoden, hochspezialisierte Schiffsbautechnik und für ihre Gegner ungewohnte Kampftaktiken ermöglichten es den Skandinaviern des 8. und 9. Jahrhunderts, in Mitteleuropa Schrecken zu verbreiten. Trotz der verhältnismäßig geringen Anzahl der einfallenden Wikinger stellten ihre Raubzüge die betroffenen Völker vor eine schwierige Aufgabe. Im Frankenreich begünstigten die labile innenpolitische Lage und die ineffizienten Abwehrmaßnahmen die Überfälle der nordischen Seefahrer. Im Frankenreich kam der Frieden schließlich erst, als die Wikinger seßhaft wurden und ihr eigenes Lehen gegen ihre raubfahrenden Brüder verteidigten. Besonders im Falle der Normandie veränderte dies auf längere Zeit das europäische Machtgefüge, auch nachdem die letzten Raubfahrer längst Geschichte waren. Autor: Oliver Borgwardt
Literatur und Quellen |