• Home | This page in English


    <<< Zurück


    Unterhauben

    Unter diesen Helmen und dem Panzercoif wurde ein gepolstetes Coif (oder die sog. Gupfe), eine Art Kappe, getragen, der dem zivilen Coif ähnelte. Der Coif wurde unter dem Kinn mit zwei Bändern am Kopf befestigt. Durch das Aufkommen des Topfhelms änderte sich das Aussehen des Coifs dahingehend, das ein Polsterring in Stirnhöhe angebracht wurde. Dieser Polsterring hatte die Aufgabe, den Topfhelm in seiner Position zu halten. Dieser weiterentwickelte Coif konnte wie bisher unter dem Panzercoif getragen werden oder ein zweiter Coif wurde über dem Panzercoif getragen, der dann nur den Polsterring aufwies.

    Helmzieren

    Helmzieren traten frühestens am Ende des 12. Jahrhunderts auf, die erste ist bekannt von zweiten Siegel von Richard Löwenherz (1194) und weitere sind etwas später in dem deutschen Manuskript Eneide abgebildet. Es ist aber auch gut möglich, daß Helmzieren sich erst später etablierten und die oben angeführten Beispiele Einzelstücke sind.

    Surcoats oder (Waffen-) Wappenröcke

    Vor 1150 haben die Ritter unter ihrer Brünne und der Polsterung eine knöchellange Cotte (oder den Bliaut )getragen. Diese lugte dann unter der Rüstung hervor. Neben diesen traten alternativ zur Cotte lange, ebenfalls fast bis zu den Knöcheln reichende Waffenröcke auf, die über der Rüstung getragen wurden (Surcoat). Diese wurden mit einem Band als Gürtel in Hüfthöhe zusammengehalten. Die frühesten Darstellungen von Waffenröcken ähnlichen Kleidungsstücken, die über der Rüstung getragen wurden, traten in Spanien am Ende des 11. Jahrhunderts auf. Der Surcoat hat sich aber frühestens in der Mitte des 12. Jahrhunderts in verschiedenen Teilen Europas verbreitet. Richtige Verbreitung scheinen diese Waffenhemden aber erst zwischen 1170 bis 1200 erlangt zu haben.


    Ritter mit wallenden Surcoats in der Winchester Bibel (um 1170).

    Hierbei waren sie in Deutschland erheblich weniger verbreitet als in westlichen oder südlichen Nachbarländern. In diesen Ländern verdrängen sie in diesem Zeitraum allmählich die knöchellange Cotte unter dem Rüstzeug (diese wurde vermutlich gegen eine kürzere ausgetauscht). Der Surcoat ab 1170 - 1200 ist Ärmellos. Ab 1225 treten auch Waffenhemden mit halblangen Ärmeln auf und ab 1237 wird dieser Surcoat in zeitgenössischen Handschriften und sonstigen Darstellungen kürzer dargestellt, so daß er nur noch handbreit über das Knie reicht. Nach einer anderen Darstellung traten Waffenhemden erst im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts auf. Die Waffenröcke waren anfänglich vorheraldisch und wurden nur vom Hochadel getragen. Der heraldisch geschmückte Surcoat trat gegen Ende des 12. Jahrhunderts auf und ist bis 1210 eher die Ausnahme. Erst gegen 1235 ist davon auszugehen, daß jeder Ritter einen Wappenrock trug. Daß dieser Wappenrock aber auch heraldisch mit dem Wappen abgestimmt war, ist erst im 14. Jahrhundert die Regel.

    Schilde

    Der Seedorfer Schild ist der einzige erhaltene Mandelschild.

    Um 1100 wurde hauptsächlich ein Schild benutzt, der als Normannenschild bekannt geworden ist (daß diese Bezeichnung nicht ganz treffend ist, zeigt sich daran, daß auf dem berühmten Teppich von Bayeux auch Angelsachsen mit diesen Schilden abgebildet sind). Er ist an vielen Stellen auf dem Teppich von Bayeux zu finden. Woher die Normannen die Anregung zu diesem Schildtyp hatten, ist nicht ausreichend geklärt.

    Dieser mandelförmige Schild, der noch aus dem 11. Jahrhundert stammte, hielt sich bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts und wurde dann sehr schnell vom Dreiecksschild abgelöst, der um etwa 1150 aufkam. In Italien hielt sich der Normannenschild dagegen noch bis ins 14. Jahrhundert. Der Normannenschild wurde in diesem Zeitraum allerdings in verschiedener Weise abgewandelt bzw. der jeweiligen Mode angepaßt. Hierdurch entwickelte sich der Normannenschild des 11. Jahrhunderts nach und nach, über viele Zwischenformen hinweg, zu dem als Dreiecksschild bezeichneten Schildtypus.


    Grabplatte Geoffrey Plantagenets (1113 - 1151) in Le Mans.

    Grundsätzlich waren alle mittelalterlichen Reiterschilde aus Holz, wobei man Lindenholz bevorzugte. Diese Holzschilde waren dann mit Leder oder Rohhaut eingeschlagen. Es kamen auch Schilde vor, die mit mehreren Schichten Leinwand überzogen waren. Es ist möglich, daß der Rand dieser Schilde zuweilen mit einer zusätzlichen Schicht Rohhaut verstärkt wurde. Dieser könnte eine Erklärung für den schmutzig weißen Rand auf verschiedenen frühen Abbildungen von wappengeschmückten Dreiecksschilden sein.

    Beim Normannenschild handelt es sich um einen mandelförmigen Schild, der oben rund ist und nach unten spitz ausläuft. Dieser Schild konnte mehr oder weniger stark gebogen sein. Wenn man den Abbildungen auf dem Teppich von Bayeux glauben will, so muß dieser Schild anfänglich relativ flach gewesen sein. Erst im Laufe des 12. Jahrhunderts scheint dieser Schild in stärker gewölbter Form vorgekommen zu sein. Der sogenannte Seedorfer Schild, der 1197 dem Kloster am Vierwaldstätterseee von Arnold von Brienz gestiftet wurde, ist der einzig erhalten gebliebene Normannenschild. Dieser ist relativ flach und war etwa 1,10 m hoch, bevor er im 2. Viertel des 13. Jahrhunderts durch das Abschneiden der oberen Rundung zu einem Dreiecksschild hin modernisiert wurde.

    Die Normannenschilde sind natürlich auf die Körpergröße des Trägers ausgelegt gewesen. Da die Krieger zu dieser Zeit in der Regel bis 1,70m groß waren und selten über 1,80m, ist ein Normannenschild bis zu 1,20m groß gewesen. Dieser große Schild hatte den Vorteil gegenüber seinem Vorgänger, dem Rundschild, daß der Kämpfer erheblich einfacher gegnerische Attacken abwehren konnte. Denn ein Normannenschild schütze nicht nur den Torso des Kriegers, sondern auch die untere Gesichtshälfte und (mit der nach unten ausgezogenen Spitze) das Knie des Kriegers. Da nur ein Schild dieses Typs erhalten geblieben ist und dieser auch keine Halteriemen mehr aufweist, ist man auf die Abbildungen dieser Zeit angewiesen. Hier kann man zwischen einer Halterung unterscheiden, die aus zwei senkrechten Riemen bestand, die für die Faust und den Unterarm gedacht waren; und einer Halterung, die aus vier Riemen bestand, die dann ein Quadrat auf der Rückseite des Schildes bildeten. Diese Halterungen dienten offenbar zwei verschiedenen Haltungsformen des Schildes.


    Auf dieser Abbildung aus der Chronik von Otto von Freising (Mitte 12. Jhdt.) sieht man deutlich, wie die Mandelschilde den Träger von der unteren Gesichtshälfte bis einschließlich zu Knie abdeckt.

    Der Dreiecksschild, der schließlich den Normannenschild ablösen sollte (vergl. oben), war dagegen kleiner und oben flach. Dieser Schild ist auf Abbildungen des 12. Jahrhunderts derart stark gebogen, daß die rechte und die linke Seite des Schildes parallel zueinander stehen. Als Beispiel für einen solchen Schild kann man die Emailleplatte des Geoffrey Plantagenet in der Kathedrale von Le Mans anführen, die um 1151 entstanden sein muß. Dreieckschilde und Normannenschilde waren noch bis zum Ende des 12. Jahrhunderts gelegentlich mit einem seiner Funktion entkleideten Schildbuckel verziert. Dieser wurde nämlich nicht mehr zum Schutz der Hand benötigt, während er bei einem Rundschild noch das Griffloch abgedeckt hatte. Zusätzlich zum Schildbuckel kamen auch Metallstreifen vor, die ebenfalls eine Zierfunktion, aber auch eine stabilisierende Wirkung hatten. Diese beiden Verzierungen sind auch auf der oben erwähnten Grabplatte von Geoffrey Plantagenet abgebildet.

    Als Übergangsformen zwischen Normannenschild und Dreiecksschild kamen dann verschiedene Schilde vor, die mehr oder weniger stark gebogen waren und nach oben hin verschieden stark abgerundet ausliefen.

    Wappen

    Wappen als Erkennungszeichen sind im vierten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts aufgekommen. Hierbei handelte es sich natürlich um einfache Zeichen, die weithin erkannt werden sollten. In diesem Zusammenhang erklärt sich auch die Vereinbarung von 13. Januar 1188 zu Gisors, in der Philipp II. von Frankreich, Heinrich II. von England und Philipp von Flandern bestimmte Farben für die Kreuze ihrer Mannen bestimmten: Rote Kreuze für die Franzosen, weiße für die Engländer und grüne für die Flamen. Zweck dieser Einteilung sollte es sein, die Kommunikation unter den Truppen zu erleichtern, da man so erkennen konnte, welche Sprache der andere sprach.

    Panzerung der Pferde

    Ritter vor einem Turnier, dargestellt im Eneide (um 1190). Die Pferde tragen gemusterte Schabracken.

    Obwohl schon den Römern bekannt, sind Pferdepanzerungen vor 1160 - 1174 nicht belegbar. Diese Panzerung könnte aus Ringgeflecht bestehen. Wegen der Kosten oder des Gewichts waren sie aber eher selten. Häufiger sind vermutlich Wattierungen aus Stoff und Panzerungen aus Leder gewesen. Schabracken für diese Pferde kamen kurz nach dem Aufkommenn des Surcoats in Mode. Gegen 1210 waren sie schon recht verbreitet.







    Autor: Martin Bruns


    Literatur


    Terence Wise: The wars of the crusades 1096-1291; Seite 113-126; Osprey Publishing Limited; 1978
    Heiko Steuer: Lebenszuschnitt und Lebensstandard städtischer Bevölkerung um 1200 in: Heiko Steuer: Zur Lebensweise in der Stadt um 1200. Ergebnisse der Mittelalter-Archäologie; Beiheft 4 von: W. Janssen, H. Steuer und G. Binding: Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters; Rheinland-Verlag, 1986
    David Nicolle: French Medieval Armies 1000-1300; Osprey; 1996
    Ulrich Lehnart: Kleidung und Waffen der Früh und Hochgotik 1150 - 1320; Karfunkel Verlag; 1998
    Ottfried Neubecker: Heraldik, Wappen - ihr Ursprung, Sinn und Wert; Wolfgang Krüger Verlag; 1977
    Christoper Gravett: Norman Knight 950 - 1204 AD ; Osprey; 1993




    Seite 1 2 [3]