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    Gepolstete Unterkleidung

    "Der Verrat": Detail eines Kerzenhalters in der Kirche von San Paolo fuori la Mura, Rom (um 1170). Man beachte den Helmriemen bei der stehenden Figur, sowie das unter dem Hauberk hervorragende Kleidungsstück bei der knieenden Figur, das als wattierte Unterkleidung interpretiert werden kann.

    Es sprechen einige Hinweise dafür, daß von 1066 an unter der Brünne (Hauberk) eine Polsterung getragen wurde.
    Diese Polsterung konnte ein Gewand aus Leder oder Fellen sein oder sie bestand aus einem mit Lumpen, Wolle oder Werg (Flachs/Hanf) gepolsterten Wams (Gambeson).

    Beinpanzerung

    Im späten 11. Jahrhundert hatten die meisten Krieger nur Beinlinge oder Hosen aus Stoff an. Ab 1100 kamen dann Beinpanzerungen aus Ringgeflecht auf, die auch den Fuß schützten. Man kann hierbei zwei Typen unterscheiden:

    Der häufigere Typ bestand aus einem steifen Ringgeflecht, das die Vorderseite des Beins schützte, die Waden aber ungeschützt ließ. Dieser Streifen Ringgeflecht wurde mit einem zickzackförmig durch die Endringe des Ringgeflechts gezogenen Lederriemen am Bein befestigt. Es kam auch vor, daß diese Beinpanzerung nur an einem Bein, dem linken auf der Schildseite, angebracht wurde. Diese billigere Lösung zum Panzern der Beine war bis 1230 die verbreiteste Variante.

    Der zweite Typ sind aus Ringgeflecht bestehende Beinlinge (vergleichbar mit sehr langen Strümpfen mit eingearbeiteten Schuhen). Diese waren mit einem Strumpfbandgürtel an einem Hüftgürtel befestigt und zusätzlich durch einen Lederrienen (Hosenband) in der Höhe der Kniekehle festgeschnürt. Laut U. LEHNART (1998) ist dieser gesondert vom sonstigen Hüftgürtel zu betrachten, der die Hose trägt.

    Diese Beinpanzerungen werden als Chausses bezeichnet. Allgemein gebräuchlich waren sie ab 1150 für reichere Herren, häufig aber wurden sie erst nach 1200. Die Betrachtung der Abbildung eines Kreuzritters im Westminster Psalter von Matthew Paris (1250) zeigt noch eine weitere Art von Panzerung: Hierbei scheint es sich um Metallscheiben zu handeln, die mittig auf ein Trägermaterial genietet wurden. Diese Beinpanzerung bedeckt auf der Abbildung den Fuß und den Unterschenkel bis zum Knie. Die restliche Beinpanzerung besteht aus Ringgeflecht.
    Die Kniegelenke wurden ab 1220 durch wattierte "Oberschenkelschützer" (Cuisses oder Diechlinge) zusätzlich geschützt, die man über die Beinpanzerung zog. Diese wurden in ihrer Schutzwirkung durch Knieschoner (Poleyne oder Schinneliere) verstärkt, die ab 1230 auftreten. Diese Poleyne waren anfänglich sehr klein, aber von 1260 - 1270 veränderten sie ihre Größe soweit, daß das Knie seitlich und frontal bedeckt war.

     

    Kopfschutz
    Panzerhauben oder Panzercoifs

    Der Kopfschutz eines Kriegers bestand um 1100 aus einem Panzercoif aus Ringgeflecht (entweder Kettenhaube, wenn einzeln, oder Kettenkapuze, wenn sie an der Brünne befestigt war) und einem Helm (siehe unten). Um eine Verwechslung dieser Kettenhaube mit einem Helmtyp, der als Panzerhaube bekannt ist, zu vermeiden, und weil neben diesem Kettenhauben auch noch Hauben aus Stoff und Leder gebräuchlich waren, benutze ich hier den Begriff "Panzercoif" in Anlehnung an die englischsprachige Literatur.




    Viereckiger Latz eines Aventails
    im Stil des 11. Jahrhunderts.



    Das geschlossene Aventail.

    Dieser Panzercoif konnte am Panzerhemd befestigt sein, sofern dieses aus Ringgeflecht bestand, kam aber auch bei diesen Brünnen einzeln vor (so gesehen an einer Statue an der Kathedrale von Angouleme).




    Offenes Aventail in der dreieckigen Form des 12. Jahrhunderts.



    Zum Verschluß wird das Aventail an die Rennschnur in der Haube gebunden.



    Das geschlossene Aventail.

    Diese Panzercoifs wurden mit einem Lederriemen, der durch das Kettengeflecht in Stirnhöhe gezogen wurde, am Kopf gegen Verrutschen geschützt. An diesem Leberband wurden auch der Kinnschutz (Kinnvaz, franz. Ventalille, engl. Aventail) befestigt. Alternativ zum Panzercoif aus Ringgeflecht wurde von ärmeren Rittern und Serganten ein Coif aus Stoff oder Leder getragen.




    Helme

    Über diesen "Coifs", ob sie nun aus Leder, Stoff, oder Ringgeflecht bestanden, trug der Kämpfer einen konisch nach oben zulaufenden Helm. Diese Helmform zeichnete sich durch den Vorteil aus, daß Schwertstreiche, die gegen den Kopf geführt wurden, seitlich abglitten. Für gewöhnlich war an diesen Helmen noch ein Naseneisen befestigt, um das Gesicht zu schützen.


    Auf dieser Miniatur aus der Chronik von John of Worcester (Mitte 12. Jhdt.) tragen die dargestellten Ritter aus einem Stück getriebene Nasalhelme. Man beachte die handschuhlosen Kettenhemden mit angesetztem Panzercoif.

    Es waren drei Methoden verbreitet, um diesen Helmtyp zu konstruieren:



    1. Der Helm wurde aus einem Stück Eisen getrieben.


    2. Der Helm wurde aus verschiedenen Eisenplatten hergestellt, die dann mit Spangen (schmale Metallstreifen) verstärkt wurden. Dieser Helmtyp wird auch als Spangenhelm bezeichnet. Wenn man einer Rekonstruktionszeichnung von C. GRAVETT glauben möchte, so konnte anstelle von Eisenplatten auch Leder verwendet werden, um die Flächen zwischen den einzelnen Spangen auszufüllen.


    3. Der Helm wird ebenfalls aus Eisenplatten zusammengesetzt, die aber, im Gegensatz zum Spangenhelm direkt miteinander vernietet werden.





    Spangenhelm.



    Nasalhelm mit konischer Helmdecke.



    Bemalte Helme kennt man seit dem 11. Jhdt., heraldische Bemalungen (rechts) seit Mitte des 12. Jhdts.



    Ab 1140 - 1150 traten auch Helme auf, die kein Naseneisen mehr hatten und rund statt konisch nach obenhin zuliefen. Spanische Ritter haben diese oben abgerundeten Helme schon zu einer früheren Zeit getragen. Konische Helme können auch über Platten verfügen, welche die Seiten des Kopfes einschließlich der Ohren abdeckten. Zudem kam es vor, daß Helme über einen Nackenschutz verfügten, der dann in seiner Form einem Naseneisen ähnlich war. Neben diesem Helmtyp werden in den Manuskripten des 11. und 12. Jahrhunderts auch sogenannte Phrygische Kappen der Angelsachsen abgebildet. In verschiedenen Beispielen aus dem 12. Jahrhundert ist der hintere Rand dieses Helms heruntergezogen, um den Nacken zu schützen. Diese Helme traten bis etwa 1218 auf.

    Um 1150 - 1180 bzw. um 1200 kommt ein weiterer Helmtyp auf. Diese als Topfhelm bezeichnete Helm hatte eine zylindrische Form und eine flache Helmdecke. Gelegentlich erweiterte sich dieser "Zylinder" nach oben hin. Auch dieser Helm konnte ein Naseneisen zum Schutz des Gesichts aufweisen.


    Helm mit Visierplatte.

    Ab 1180 kamen immer häufiger feste Metallplatten vor, die das gesamte Gesicht bedeckten. LEHNART erwähnt sogar, daß diese "Visierplatten" in wenigen Fällen schon zu Anfang des 12. Jahrhunderts auftraten. Dieser Gesichtsschutz (engl.: face guard ) kamen außer beim Topfhelm auch an den anderen beiden Helmtypen vor. Diese verschwanden aber zu Anfang des 13. Jahrhunderts mit der allgemeinen Verbreitung des Topfhelms wieder. Dieser Gesichtsschutz wies zuerst halbrunde Aussparungen für die Sicht auf, die dann aber zu schmalen rechteckigen Augenschlitzen verkleinert wurden. Zusätzlich wurde dieser Gesichtsschutz mit kleinen Löchern versehen, die im Bereich der Nase und des Mundes angebracht waren. Im Bereich der Augenschlitze und der Vorderseite konnte der Helm durch Metallstreifen verstärkt sein. Diese hatten dann, wenn sie zusammen auftraten, die Form eines Kreuzes. Der Topfhelm in dieser Form hielt sich bis etwa 1210. Darauf wurde er immer häufiger mit einem Nackenschutz versehen. Gegen 1220 hatte sich dieser Nackenschutz soweit vergrößert, daß der Helm den ganzen Kopf schützte. Die Vorderseite wurde schließlich mit einer Falz versehen, wodurch der Helm nach vorne hin geknickt war. Hierdurch konnten Schwertstreiche und Lanzenstöße zu den Seiten abgleiten. Dieser Helm wird allgemein als Großer Helm bezeichnet. Ab 1260-1270 wurde dieser Helm im oberen Bereich schmaler, und ab 1280 war der Große Helm nach oben hin konisch zulaufend.

    Ab 1200 treten Panzerhauben aus Eisenplatten auf, die unter dem Kinn befestigt wurden. Ab 1220 waren diese Panzerhauben sehr weit verbreitet und wurden vom einfachen Fußvolk bis zum Hochadel getragen. Dieser Kopfschutz war der Kopfform stark angepasst und wurde ab 1250 häufiger auch unter dem Panzercoif getragen.

    Ein weiterer Helmtyp, der um 1200 aufkam und sich besonders weit verbreiten sollte, ist der Eisenhut (engl.: Kettle hat, franz.: chapel-de-fer ): Dieser Helm war, wie der Name schon sagt, mehr oder weniger hutähnlich. Er hatte eine Eisenkrempe, welche ausgezeichnet gegen Geschosse und Hiebe von oben schützte. Die frühen Exemplare dieses Helmtyps bestanden aus 4 Eisenplatten, die durch überkreuzte Metallstreifen verbunden waren. An diesem Grundgerüst war dann eine Hutkrempe angebracht.
    Dieser Helm war besonders beim Fußvolk beliebt, wurde aber auch vom Adel getragen.




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