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    Rüstungen von 1100-1250


    Gepanzerter Krieger mit Kettenrüstung und Nasalhelm, wie sie in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts verbreitet waren.

    Rüstungen, welche von 1150- 1220 getragen wurden, waren bei der Masse der Krieger die gleichen, wie sie von den Truppen von Wilhelm den Eroberer 1066 bei der Eroberung von England eingesetzt worden sind.


    Kettenrüstung zur Zeit der normannischen Eroberung Englands (1066).

    Hierfür lassen sich folgende Gründe anführen:

    1. Jeder Krieger mußte für seine Ausrüstung selbst aufkommen. Waffen und Rüstungen wurden von lokalen Handwerkern hergestellt, die bis zum späten 13. Jhd. nicht mehr als bessere Schmiede waren. Spezialisierte Handwerker wie Waffenschmiede oder Panzerhemdmacher gab es vorher noch nicht. Auch die großen Zentren der Rüstungsproduktion im nördlichen Italien bildeten sich nicht vor dem Beginn des 14. Jahrhunderts.


    2. Eisen und andere Metalle sind bis mindestens 1200 sehr teuer. So hatte ein Patrizerhaushalt im 12. Jahrhundert abgesehen von einigen Silbergefäßen gerade 2 kg Metallgefäße. Im 14. Jahrhundert kommen schon über 50 bis 100 kg an Metallgefäßen zusammen. Rüstungen wurden daher häufig von einer Generation an die nächste vererbt. Nur die reicheren Herren konnten es sich leisten, ihre Rüstung immer auf den neuesten Stand der christlichen Waffentechnologie zu bringen. Somit sind viele Männer, die am dritten Kreuzzug teilgenommen haben, vermutlich wie ihm Jahre 1066 gepanzert gewesen.

    Rüstungstypen

    Die Panzerungstypen von 1090 bis 1250 lassen sich in drei Gruppen aufteilen:

    1. Panzerung aus ineinander geschlungenen Ringen, im folgenden als Ringgeflecht bezeichnet.


    Kettenhemd aus Gjermundbu (10. Jhdt.).

    2. Rüstungen auf Basis von Leder oder Stoff. Beispiel: Mit Flachs oder Lumpen gepolsterte Leinen- oder Ledergewänder, die durch Steppnähte verstärkt waren (Gambeson).

    3. Mit Schuppen aus Leder, Horn, Walknochen (sog. Fischbeinschuppen) oder Metall beschlagene Gewänder.

    Es kam auch vor, daß Krieger, so sie das Geld für diese Panzerung hatten, verschiedene Rüstungstypen übereinander trugen. Die häufigste Kombination ist hierbei das Tragen eines Gambesons unter einer anderen Rüstung.
    Die unter 2. und 3. aufgeführten Rüstungen sind meist leichter und billiger (abgesehen von einem Schuppenpanzer mit Metallschuppen), als eine Rüstung aus Ringgeflecht und werden daher häufig von ärmeren Kriegern getragen worden sein. Rüstungen der Gruppe 2. wurden häufig vom einfachen Fußvolk getragen. Rüstungen unter 3. waren dagegen unter ärmeren Rittern, Sergenten (entspricht in etwa reicheren Söldnern) und anderen Kriegern, die zu Fuß oder zu Pferd kämpften, häufig.

    Rüstungen von 1066 - 1250
    Panzerung der Arme und des Körpers ab 1066

    Der neueste Rüstungstyp um 1066 war eine knielange Rüstung mit halblangen Ärmeln. Man bezeichnet alle Typen dieser knielangen Rüstungen als Brünnen oder Hauberke, um nur zwei Begriffe zu nennen. Im weiteren benutze ich für diesen knielangen Rüstungstyp den Begriff Brünne. Dieser Rüstungstyp wird erst um 1400 durch den Harnisch als hauptsächlicher Körperpanzer abgelöst.


    Krieger im Ingeborgpsalter (um 1195). Man beachte das halblange Kettenhemd und die fest montierte, aber abgesetzte Kapuze (rechts) und die unter der Brünne getragenen Kettenärmel (links).

    Das Panzerhemd war zur besseren Beweglichkeit, und um das Reiten zu ermöglichen, ohne die schützende Wirkung der Rüstung zu mindern vorne und hinten mittig bis zum Schritt hin geschlitzt (vgl. Reiterschlitz in der Mode dieser Epoche). Wenn das Panzerhemd aus einem Ringgeflecht (Kettenhemd) hergestellt worden war, war häufig eine Haube aus Ringgeflecht an der Bünne befestigt (Panzercoif, häufig als Kettenhaube bezeichnet).

    Reichere Herren trugen zusätzlich zur Brünne noch Ärmel aus Ringgeflecht, die bis zum Handgelenk reichten. Diese waren vermutlich an einem Untergewand befestigt. Zusätzlich kamen gepanzerte Beinlinge vor, die den Ober- und Unterschenkel bedeckten, den Fuß aber frei ließen.

    Ab 1170 wurden bei den Brünnen aus Kettengeflecht lange Ärmel üblich. Aufgetreten sind diese jedoch schon gegen Ende des 11. Jahrhunderts. Ob bei den anderen Panzertypen auch längere Ärmel aufkamen, ist fraglich, da hierdurch die Beweglichkeit der Arme massiv eingeschränkt worden wäre.


    Langes Kettenhemd mit Handschuhen.

    Handschuh mit Eingriff.

    Die nun längeren Ärmeln endeten mit der Zeit immer seltener an den Handgelenken, sondern in Fäustlingen aus Ringgeflecht, deren Handinnenflächen aus Leder oder Stoff waren. Diese Fäustlinge hatten parallel zu den Fingern einen Schlitz auf der Handinnenseite, so daß man mit der Hand aus dem Fäustling herauskam, ohne das ganze Panzerhemd ausziehen zu müssen. Es ist möglich, daß die gepolsterte Unterkleidung, die man unter der Brünne zu tragen pflegte, ebenfalls an den Armen in Fäustlingen endete, da sonst die Panzerung der Hände von nur sehr geringen Nutzen gewesen wäre. Hierbei sollte dann die Handinnenflächen der Fäustlinge auch bei der gepolsterten Unterkleidung Schlitze aufgewiesen haben.

    Die Fäustlinge werden mittels eines Lederriemens in der Höhe des Handgelenks mit einem Lederband festgebunden. Dagegen treten Panzerhandschuhe (engl. Gauntlet) erst um 1285 auf. Diese hatten zu dieser Zeit noch das Aussehen von Fischbeinschuppenhandschuhen. Allgemein gebräuchlich wurden sie aber erst später.
    Schuppenpanzer in Brünnenform waren bis etwa 1220 verbreitet. Hierauf wurden sie durch den leichteren und in gewisser Hinsicht effektiver schützenden Platenpanzer (heute meist als Plattenrock bezeichnet) bis zum Beginn des 14. Jhr allmählich verdrängt.
    Ein weiterer Rüstungstyp, der den Torsoschutz ergänzen sollte, war die Cuirie, die gegen 1225 aufkommt. Hierbei handelt es sich um ein in Wachs gekochtes Lederwams, daß über der Brünne als zusätzlicher Schutz getragen wurde. Arietten oder Schulterschilde wurden erst ab 1250 modisch und werden daher nicht weiter behandelt.




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