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  • 20. August 2011 | Ares
  • Heide(n)spaß: Normannen auf sommerlicher Wanderung

    it Binsenhut und Leinentunika auf schmalen Pfaden unterwegs: Furor Normannicus nutzte einen der wenigen schönen Sommertage, um auf ihre ganz eigene Weise Heide und Wald rund um Haltern zu erkunden.

    Der Sand knirscht leicht unter den profillosen Sohlen, als die kleine Wanderschar durch die sonnendurchflutete Heidelandschaft zieht. Spaziergänger drehen sich erstaunt nach den sieben Pilgern um, die mit ihrer hellen Tracht, den breiten Hüten und den Wanderstäben aus der Masse der Besucher in der Westruper Heide herausragen. „Sind Sie der Verein der Heidefreunde?“ vermutet ein älteres Ehepaar, als sie von den entgegenkommenden Wanderern mit einem freundlichen Griff an den Hut begrüßt worden waren: „Sie passen so gut in die Landschaft“.


    Kaiserwetter: Einer der wenigen schönen Sommertage lockte uns in die münsterländische Heide.

    Tatsächlich passt die Heide ganz gut zu der Schar, die an diesem Tag nach Haltern gekommen war. Heidelandschaften haben als alte Kulturlandschaft oft ihren Ursprung im Mittelalter, wo sie durch Rodung und Bewirtschaftung entstanden. Diese Landschaft durchwanderten die Akteure mit leinener Kleidung im Stil des 12. Jahrhunders: Helle Tuniken und einfache Beinkleider, dazu weiche Lederschuhe und breite Hüte aus Binsen, Stroh oder Filz. Bei solchen Exkursionen setzen die Mitglieder ihre Forschungsergebnisse in Form von lebendiger Geschichte um. Kleidung und Ausrüstung des Hohen Mittelalters werden so vorlagengetreu wie möglich rekonstruiert und dann angezogen und ausprobiert. Diese Exkursionen haben wir mit Augenzwinkern Gewanderungen getauft - von Gewand und Wanderung.


    Vom Dachsberg aus genossen die Wanderer die Aussicht.

    Seit zwei Jahren stellen die Mitglieder von Furor Normannicus ihre Ausrüstung auf diese Weise auf die Probe, machen Erfahrungen und verbessern so ihre Rekonstruktionen. Sie laufen durch Eis und Schnee, über regennasse Waldwege, bei Hitze und Kälte. „Normalerweise gehen wir querfeldein und nutzen schmale Pfade, die den mittelalterlichen Wegen noch am nähesten kommen“, betont Tankret. „Hier in der Heide allerdings geht das nicht. Obwohl es ursprünglich eine menschengemachte Landschaft ist, müssen wir hier auf den Wegen bleiben, um das Ökosystem nicht unnötig zu stören“, erklärt der Biologielehrer, der seit Anfang an bei Furor Normannicus ist. So müssen die Wanderer auf ihrem Weg immer wieder einmal stehen bleiben und neugierigen Heidebesuchern etwas erklären. „Im Erklären haben wir zwar Routine, da wir seit Jahren auf Museumsveranstaltungen und Schulaktionen auftreten, aber bei einer Gewanderung ist das eher ungewohnt“, schmunzelt Jeanne. Die Geschichtsstudentin wird an diesem Tag immer wieder angesprochen, und erklärt gerne ihre Tracht, die der einer einfachen Magd oder Bäuerin entspricht.

    Nach einer kurzen Rast, bei der die mittelalterlichen Pilger ganz nach Vorbild zu transportablen Speisen wie Käse, Brot oder Nüssen greifen, geht es dann in die zweite Etappe. Diese führt die Wanderer nun weg von den Besucherscharen in der Westruper Heide und tief in die hüglige Waldlandschaft der Haard. Schon nach den ersten Metern ist die Schar nun scheinbar alleine unterwegs, atmet die kühle Waldluft und spürt den moosigen Boden unter den weichen Ledersohlen.


    Eine kleine Rast, bevor die Schar wieder aufbricht.

    „Zum einen ist es natürlich ein schöne Gelegenheit, in die Natur zu kommen“, sagt Geoffrey, „aber es ist auch eine körperliche Herausforderung und ein Experiment. Wenn irgendetwas mit der Ausrüstung nicht stimmt, dann merken wir das hier am besten.“ So habe er etwa seine Kiepe mehrmals etwas umbauen müssen, weil die Riemen zu schnell rissen oder sich der Tragekorb nach einigen Kilometern in den Rücken bohrte. „Man lernt eigentlich immer was dazu“, betont auch Æthelweard. Da die Geschichtsfreunde bei ihren Rekonstruktionen oft auf eher ungenaue Bildquellen angewiesen sind, helfen solche Feldversuche dabei, das Wissen über das Hochmittelalter zu vertiefen. „Wir können uns zwar heutzutage nicht mehr in die Gedankenwelt der mittelalterlichen Menschen hineinversetzen“, schmunzeln die Wanderer, „aber immerhin sind wir so schon einmal in ihren Schuhen gewandelt. Das ist schon mal etwas.“



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  • 25. Juli 2011 | Ares
  • Regen-Zeit: Museumsfest Dinslaken trotzte dem Wetter


    Nass, aber vergnügt: Trotz Regens kamen über 200 Besucher zum Museum.

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    o auch immer die Sonne am ersten Feriensonntag geblieben war, in Dinslaken versteckte sie sich jedenfalls erfolgreich hinter grauen Regenschleiern. Für die Normannen, die das jährliche Museumsfest am Voswinckelshof mitgestalteten, war dies kein Problem - vielmehr wurde die Thematik direkt aufgegriffen.

    Es ist ein Klassiker: Zum 8. Mal hatte das Museum Voswinckelshof im niederrheinischen Dinslaken zum Museumsfest unter dem Thema Mittelalter geladen. Nachdem das Fest 2009 wegen Umbaumaßnahmen an dem ehemaligen Herrensitz erstmals ein Jahr pausieren mußte, und 2010 wegen einer Goya-Ausstellung kurzfristig Infostände für das Publikum aufgebaut wurden, war Furor Normannicus nun erstmals seit drei Jahren wieder mit einem Lager vertreten.

    So bauten wir bereits am Freitag unsere Zelte im Park vor dem lokalgeschichtlichen Museum auf und nutzten den Samstag für Handwerk, Fotos und zur Entspannung. Bis weit in die Nacht zum Sonntag war uns der Wettergott gesonnen gewesen. In den frühen Morgenstunden aber brach ein heftiges Unwetter über Dinslaken herein, und der Morgen des Festtages begann im trüben Regenkleid. Für die Akteure stellte das kein besonderes Problem dar, da das Zeltlager mit dem Himmelswasser keine größeren Schwierigkeiten hat. Nur die geplanten Kampfvorführungen wurden wegen des rutschigen Untergrundes aus Sicherheitsgründen abgesagt. So mancher Normalbürger hingegen mochte beim morgendlichen Blick aus dem Fenster seinen Tagesplan noch einmal überdacht haben, und so blieb der Kreis der Besucher relativ überschaubar.


    Gute Laune am Samstag: Die Akteure unter dem Sonnensegel. Thomas Baumann von der Gruppe Pont Neuf (rechts) sorgte für die Musik (hier noch im Koffer).

    Die Gäste, die sich von Nässe und Kühle nicht hatten schrecken lassen, zeigten sich dagegen umso interessierter. Beim Besuch unseres Lagers konnten sie erfahren, wie sich Menschen im 12. Jahrhundert vor meteorologischen Unbillen schützen konnten. Unser Tagesthema wurde spontan auf "Reisen und Wetter" festgelegt, und das gab auch den Rahmen für die gezeigten Aktionen vor.

    Etwa bei der historischen Modenschau: Hier wurde der besondere Fokus auf die Reisekleidung gelegt. Mit welchen Kleidungsstücken konnte man sich vor Nässe und Kälte schützen? Welche Unterschiede gab es zwischen den einzelnen Ständen? Trotz immer wieder einsetzenden Regens lauschten die Besucher unseren Ausführungen. Auch die Kinder hatten keine Probleme mit dem Wetter. So harrte etwa der Dinslakener Grundschüler Anton ohne mit der Wimper zu zucken aus, als bei passender Luftfeuchtigkeit die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen seiner modernen Regenkleidung und den historischen Vorgängern Mantel, Cappa und Gugel erklärt wurden. Im Schutze unserer Tafelabspannung kamen die Besucher und Akteure dann zu interessanten Gesprächen zusammen.


    Haltet den Dieb: Am Samstag hatten wir Gelegenheit, einige Fotos zu machen. Im Hintergrund die rekonstruierte Stadtmauer.

    Neben den Normannen waren auch noch andere Mitglieder historischer Vereinigungen am Ort, die ihrerseits dafür sorgten, dass es den Besuchern nicht langweilig wurde. Auch der Museumspädagogin Cordula Hamelmann und ihren Helfern ist es zu verdanken, daß das Fest keine Aktion zweiter Klasse, sondern eine Museumsveranstaltung mit ganz eigenem Charakter wurde.

    Zum Abschluß des Thementages kamen auch die Normannen noch einmal im Inneren des Museums zusammen. Gemeinsam mit den Besuchern und unter der musikalischen Begleitung durch den Musiker Thomas Baumann luden Furor Normannicus zum historischen Tanz. Übrigens war es kein Regentanz.


    Ruhe vor dem Sturm: Die Nacht zum Sonntag zeigte sich zunächst noch von ihrer trockenen Seite.



  • 8. Juli 2011 | Ares
  • Griechischer Besuch

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    esondere Besucher gaben sich an der Universität Duisburg-Essen die Ehre. Auf Einladung von Jeanne waren vier Mitglieder der Hetairoi auf den Campus Essen gekommen, um den Mitgliedern eines althistorischen Seminars etwas Anschauungsunterricht zu geben. Im Gepäck hatten sie jede Menge griechische, italische und makedonische Ausrüstung nach Vorbildern aus der Zeit zwischen 500 und 300 vor Christus.


    Die Studenten folgten den Ausführungen der Darsteller mit großem Interesse und bekamen im Anschluß die Gelegenheit, Fragen zu stellen oder die mitgebrachte Ausrüstung selbst einmal auszuprobieren. Für viele Zuhörer bekamen die zuvor im Seminar besprochenen Texte nun eine lebendige Seite verliehen, und sie konnten sich nun besser in die beschriebenen Lebenssituationen hineindenken.


    Auch für die anwesenden FN-Mitglieder war es eine ganz besondere Gelegenheit, diese doch sehr seltene Darstellungsrichtung kennenzulernen. Somit war es eine ganz besondere Geschichtsstunde, in der auch gestandene Historiker noch das eine oder andere lernen konnten.




  • 26. Juni 2011 | Ares
  • Blick über den Tellerrand: Das Festival International d'Histoire Vivante


    Das Musée des Temps Barbares bot eine schöne Kulisse für die Darsteller.
    Spritztour im Willys Jeep.

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    ive la France: Zum zweiten Mal zog es Furor Normannicus in diesem Jahr nach Frankreich. Ziel des Besuches war das nordfranzösische Marle, nicht weit von der belgischen Grenze entfernt.

    Das sonst eher unscheinbare Städtchen besitzt ein außergewöhnliches Freilichtmuseum, das sich mit der Merowingerzeit beschäftigt. Dutzende rekonstruierter Gebäude bilden nicht nur eine Kulisse für die Besucher, sondern laden sie auch zu einer Erkundung ein. Wenn die Gäste einmal in einem nach merowingischen Weise gebauten Haus gestanden und die Lebensbedingungen ihrer spätantiken Vorfahren kennengelernt haben, können sie oft viel besser verstehen, wie die Menschen vor 1500 Jahren gelebt haben. Seit zwanzig Jahren schon vermittelt das Musée des Temps Barbares in Marle vielen tausend Besuchern im Jahr Geschichte auf lebendige Weise.

    Einmal im Jahr lädt die Einrichtung Darsteller aus ganz Europa ein, ein Themenwochenende zu einer bestimmten Epoche zu gestalten. Zum Jubiläum nun gab es keinen beschränkten Zeitraum mehr - das Museum hatte über 1000 Aktive eingeladen, seinen Geburtstag mit einem besonderen Multi-Period-Event zu krönen. Zum Festival der Lebendigen Geschichte kamen sie alle - und sorgten für eine besondere Veranstaltung.

    Die deutlichen Unterschiede zu deutschen Veranstaltungen wie Dorstadt waren vor allem durch die andere regionale Ausrichtung begründet - hier drehte es sich vor allem um französische Geschichte, die auch im Re-enactment ganz andere Akzente vorgibt als in anderen Teilen der Welt. So fanden sich hier beispielsweise einige Darsteller, die sich das Revolutionsjahr 1789 zum Thema genommen hatte. Andere stellten Gallier, französische Soldaten des Ersten Weltkrieges oder des Indochinakrieges dar.

    Anders als in Deutschland gehen die Franzosen zudem mit bestimmten Zeitrichtungen weitaus unbefangener um. So bildete ein riesiger Fuhrpark mit alliierten Militärfahrzeugen das Herzstück des Zeitbereiches "Zweiter Weltkrieg", und die auf die Jahre 1914 bis 1918 spezialisierten Darsteller simulierten Maschinengewehrstellungen, Stacheldraht und Schützengräben. Den hierzulande sofort einsetzenden Generalverdacht des Militarismus anzuwenden, würde hier allerdings zu kurz greifen: Die Akteure behandelten ihre Darstellung nicht anders als die Aktiven anderer Zeitstellungen. Zudem wurden auf der Insel 1940-45 nur Militärs und Zivilisten demokratischer Staaten dargestellt - Nazis oder Wehrmachtssoldaten suchte man vergebens.


    Gildarn (Les Guerriers du Moyen Age) zeigt Jeanne hier eine Infanteriewaffe des 13. Jahrhunderts.

    Höhepunkt für die deutschen Besucher war allerdings nicht die Moderne, sondern der Besuch in der eigenen Epoche. Fief et Chevalerie und Les Guerriers du Moyen Age, deren Mitgliedern Furor Normannicus zum Teil schon bei den Vorbereitungen zu Bouvines begegnet waren, waren in Marle mit einer eigenen Insel vertreten, die sich dem 12. und 13. Jahrhundert widmete. Die französischen Gruppen zeigten dort nicht nur die westliche Ausrüstung zur Zeit der Kreuzzüge, sondern hatten auch hochwertige byzantinische und islamische Darstellungen aufzubieten.


    Gleich knallt es: Napoleonische Artillerie kurz vor dem Schuß.

    Die hohe Qualität und die Freundlichkeit der Darsteller ließen die Gäste von FN fast die Zeit vergessen - dabei gab es noch so viel zu erkunden auf dem Gelände, dass ein Tag dafür beinahe nicht ausgereicht hätte. Zum Finale traten alle Zeiten noch zu einem freundschaftlichen Schaugefecht auf dem Turnierplatz an, das deutlich improvisiert war und für die Darsteller vermutlich noch eine größere Gaudi war als für die Zuschauer. "Nächstes Mal zeltet ihr aber mit", verabschiedeten uns die Franzosen, als es wieder gen Heimat ging. Und vielleicht wären Furor Normannicus auch selbst einmal in Marle zu sehen gewesen - als Darsteller.


    Auch die römische Antike war ein wichtiges Standbein des Festivals.

    Leider aber wird es das Festival in der bisherigen Form in Marle nicht mehr geben. Nach einigen persönlichen Enttäuschungen und aus gesundheitlichen Gründen hat sich der Hauptorganisator der Veranstaltung, Alain Nice, nach über 20 Jahren Arbeit für das Museum nun aus der Veranstaltungarbeit zurückgezogen. In einem offenen Brief beklagt Nice die aufreibende Arbeit und die stagnierenden Zuschauerzahlen. Daher wolle er nun einen Schlußstrich unter das Marle Festival ziehen, dem Museum aber treu bleiben. Eine traurige Entwicklung, aber wir sind froh, das Festival noch einmal erlebt haben zu dürfen.


    Das Gründungsjahr der Normandie, 911, war das Thema dieser Franken- und Nordmannendarsteller.



  • 6. Juni 2011 | Ares
  • Zeitenwandel auf dem Rittergut Dorstadt


    Scherenschleifer des 18. Jhdts. bei der Arbeit.

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    eber 2000 Jahre an einem Tag erleben: Wohl an keinem anderen Ort in Deutschland konnte man das so gut wie am ersten Juniwochenende auf dem Rittergut Dorstadt. Zum zweiten Mal seit 2009 hatte die Tempus GmbH zu einer Zeitreise geladen. Mit den Mitteln der Lebendigen Geschichte entführten über 700 Akteure auf mehreren Zeitinseln die Besucher in die Vergangenheit. Von der Jungsteinzeit bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts reichte die Bandbreite der Darstellung.

    "Wirklich total interessant", lobte eine Familie aus Braunschweig, "es gibt so viel zu sehen. Über vieles hat man sich so noch gar keine Gedanken gemacht. Es ist einfach spannend, hier auf Entdeckungsreise zu gehen". Besonders spannend war das Stöbern durch die Zeitinseln für Besucher, die aus einem anderen Kulturkreis kamen. "So etwas gibt es bei uns nicht in dieser Form", erzählte ein Austauschstudent einer Reisegruppe aus Mexiko in ausgezeichnetem Englisch. "Natürlich haben wir historische Feste, aber da unsere Vergangenheit natürlich nicht der europäischen gleicht, treffen wir hier auf Zeiten, über die wir in der Schule nichts gelernt haben", strahlte der junge Mittelamerikaner. Begeistert ließ sich die kleine Gruppe durch das FN-Lager führen. Besonderen Spaß hatten die jungen Männer daran, selbst einmal die ungewohnten europäischen Rüstungsteile anzuprobieren.

    Das war auch der besondere Reiz dieser Veranstaltung: Überall konnten die Besucher bei ihrer Reise durch die verschiedenen Epochen ganz nah an die Darsteller herantreten und die rekonstruierte Ausrüstung im Detail betrachten, anfassen oder ausprobieren. Vorführungen auf den verschiedenen Zeitinseln oder zentral auf einer großen Wiese ergänzten das Erlebnis. Das konnten die ruhigen Momente sein, wenn Darsteller ihre Kleidung erklärten, aber auch lautstarke Ereignisse, wenn Dutzende Feuerwaffen gleichzeitig ihr Pulver verschossen.


    Pikeniere und Musketiere des 17. Jahrhunderts bilden einen Verteidigungskreis.

    Doch auch wenn der Rauch sich verzogen hatte und die letzten Besucher nach Hause gegangen waren, war die Veranstaltung noch nicht vorbei. Für die Akteure begann sie dann erst: Tagsüber an ihre Zeitinseln gebunden, konnten sie nun selbst auf Entdeckungsreise gehen. Dieses Element macht für die meisten Darsteller die Attraktivität von zeitenübergreifenden Veranstaltungen aus. Aus diesem Grund sollte dem gemeinschaftlichen Blick über den darstellerischen Tellerrand in diesem Jahr besonders viel Zeit eingeräumt werden. Der Freitag war daher ganz den Aktiven gewidmet und als interner Messetag angelegt worden. So konnten auch die meist auf ihre Zeit hochspezialisierten Darsteller einmal in andere Zeitinseln hineinschnuppern und sich mit der Ausrüstung und Kleidung aus anderen Epochen vertraut machen.


    Jeanne, Werner und Tankret bei der historischen Modenschau auf der Mittelalter-Zeitinsel.

    Das weitläufige Gelände bot dabei die perfekte Kulisse für die Lager aus verschiedenen Zeiten, und vermutlich könnte die Anzahl der Darsteller noch deutlich steigen, ohne dass der Park überladen wirken würde. So könnte Dorstadt - auch mit Hilfe der nun gefundenen Sponsoren - auch in Zukunft noch eine wichtige Börse für die Lebendige Geschichte bleiben.


    Auch in diesem Jahr bildeten die Akteure einen Umzug mit allen in Dorstadt vertretenen Zeitbereichen.



  • 1. Mai 2011 | Ares
  • Maifeier unter dem Wappenbaum


    Der Wappenbaum schmückt nun den Wulfener Dorfplatz.

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    Einen Baum gepflanzt: Ein Jahr nach der ersten gemeinsamen Maifeier aller Wulfener Vereine ist der erste Schritt zur Verschönerung des Dorfplatzes nun getan. Ein Wappenbaum mit den Zeichen der beteiligten Organisationen schmückt nun das Zentrum des münsterländischen Dorfes.

    An der Gestaltung und Druckvorbereitung waren Furor Normannicus maßgeblich beteiligt: Zusammen mit Schützenkönig Werner Henkel hatten Jeanne und Ares viele Stunden an den oft nur skizzenhaft vorgegebenen Wappen und den Motiven für die Rückseiten gearbeitet und sie in ein druckfähiges Format umgewandelt.

    Andere fleißige Helfer aus dem Dorf hatten bereits im schneereichen Winter den Baum gefällt - die Douglasie war ein Geschenk des Grafen von Lembeck - und sie am Wulfener Heimathaus eingelagert. Schließlich mußten noch Fundament und Ausleger gefertigt werden, bevor der fertige Baum endlich seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Ganz stilecht wurde der Wappenbaum im Rahmen einer Maifeier eingeweiht, die bis in die frühen Morgenstunden anhielt und das finanzielle Fundament für weitere Verschönerungen am Dorfplatz bilden soll.

    Ein interessantes Detail macht den Wulfener Wappenbaum noch zusätzlich zu einer Besonderheit: Mit den Nordfalken und Furor Normannicus sind gleich zwei Re-enactmentgruppen mit ihren Wappen vertreten.




  • 25. April 2011 | Ares
  • Osterlager auf dem neuen Hof

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    stern mal anders: Eine Woche nach dem Besuch in Frankreich stand für Furor Normannicus bereits eine weitere Aktion auf dem Plan. Diese führte zwar nicht so weit in die Ferne, war aber dennoch eine Premiere. Tankret hatte auf seinen neuen Hof in der niedersächsischen Landschaft geladen. Im Rahmen eines Osterlagers sollte hier auch sein 40. Geburtstag stilecht gefeiert werden. Schon bald säumten also eine ganze Reihe von Zelten das einsam gelegene Anwesen.


    Der Wettergott zeigte sich gnädig und schickte den Lagernden und Tagesgästen schönsten Sonnenschein. Die weiten Flächen rund um das Anwesen wurden für ein Bogenturnier und für Kampfübungen genutzt, während im Lager gekocht, gewerkelt und entspannt wurde.


    Höhepunkt des Wochenendes war aber das Geburtstagsbankett am Samstagabend, das im mittelalterlichen Stil abgehalten wurde. Diener trugen die Speisen auf und kümmerten sich um die Festgäste, die an langen Tafeln Platz genommen hatten. Nach dem Essen wurden die Tafeln weggeräumt und zum Tanz gebeten. Zusammen mit den Normannen feierten auch unsere Freunde von Conciliatores Pacis, Nachbarn und Bekannte.





  • 18. April 2011 | Ares
  • "Für den Kaiser" - Training für Bouvines 2014


    Prachtvoll: Otto IV.
    Ruhe vor der Schlacht.
    Im Handgemenge

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    ie Sonne brennt vom französischen Himmel. Auf einer brachliegenden Wiese südlich von Paris rinnt sechzig Männern der Schweiß unter dem Helm hervor, tropft in die Augen, benetzt die Lippen mit metallischem Geschmack. Der Griff um die Lederschlaufen ihrer Schilde verstärkt sich, als Reiter in blitzenden Rüstungen ihren Pferden die Sporen geben. Mit wehenden Decken aus bunter Seide donnern sie auf die Männer zu...

    Was klingt wie der Beginn eines Artus-Romanes, war ein freundschaftliches Training französischer Mittelalterbegeisterter. Ihr Ziel ist es, innerhalb von fünf Jahren so gut vorbereitet zu sein, dass sie zum 800. Jubiläum die bedeutende Schlacht von Bouvines nachstellen können.

    Bouvines? Das kleine Örtchen nahe der belgischen Grenze ist heute fast in Vergessenheit geraten. 1214 aber war es einen Sonntag im Juli lang ein Entscheidungsort der Weltgeschichte. Hier kämpfte am 27. Juli 1214 eine Koalition aus Flamen, Engländern und Deutschen unter Kaiser Otto IV. gemeinsam gegen die Franzosen unter ihrem König Philipp II. Augustus. Die Koalition wollte einen unliebsamen Konkurrenten ausschalten und verlorengegangene Besitzungen zurückgewinnen, scheiterte aber trotz größerer Truppenzahl.

    Der französische Sieg war viel mehr als nur der Ausgang eines Gefechtes. Der König von Frankreich konnte seine Macht festigen, und legte so den Grundstein für den bis heute anhaltenden französischen Zentralismus. Der geschlagene deutsche Kaiser verlor immer mehr Macht an die Landesfürsten - dies war der Beginn des deutschen Föderalismus. Und in England konnten die Barone den geschwächten König zwingen, alle seine Entscheidungen zur Diskussion zu stellen - die Magna Carta wurde zur „Freiheitsurkunde“, der Grundstein für den englischen (und später auch amerikanischen) Parlamentarismus.

    Wenn sich die Schlacht 2014 zum 800. Mal jährt, soll es mehr geben als nur eine Notiz im Stadtkalender. Das „Collectif Bovines“, ein Zusammenschluss von Enthusiasten, will mit den Mitteln der Lebendigen Geschichte an diesem Tag ein Fenster in die Vergangenheit öffnen. Mehrere hundert Darsteller sollen den Zuschauern die Ereignisse des Schicksalsjahres 1214 noch einmal verdeutlichen und anschließend für Fragen der Gäste zur Verfügung stehen. Fünf Jahre Training sollen dafür sorgen, dass an diesem Tag alles glatt läuft. Kein üblicher Mittelaltermarkt, kein Spektakel würde diesem Anspruch genügen, daher sind die Regeln für die Darsteller streng, die Anforderungen an die historische Genauigkeit so hoch wie möglich.

    Es war also schon eine besondere Erscheinung, dass unter all den Franzosen gerade einmal eine deutsche Gruppe den Weg zum Vortraining in Neuville-sur-Essonne gefunden hatte. Furor Normannicus war mit neun Mitgliedern für das Trainingswochenende angereist, hatte zehn Stunden Anfahrt hinter sich gebracht und war bereit, sich dem Abenteuer zu stellen. Wie allen Teilnehmer mussten die Normannen ihre Ausrüstung erst einmal absegnen lassen, und zwar Mann für Mann. Da sich Furor Normannicus normalerweise mit der Zeit von 1170 bis 1200 befasst, mussten ein paar kleinere Veränderungen vorgenommen werden, denn auch im Mittelalter entwickelte sich die Ausrüstung ständig weiter.


    Völlig problemlos verlief hingegen die Einweisung in die Kampfdarstellungen. Die Wulfener trainieren seit Jahren regelmäßig mit großer Betonung auf Sicherheit und Fairness, und das zahlte sich in Bouvines aus. „Die Franzosen fechten sehr sicher“, freute sich Geoffrey, „wir fühlten uns auch im dichtesten Gewühl gut aufgehoben“. Keine Selbstverständlichkeit, denn wo Stahlklingen (auch wenn sie stumpf sind) aufeinandertreffen, Pferde und Menschen auf engen Raum in Bewegung sind, und Kommandos in drei Sprachen gerufen werden, ist immer ein gewisses Risiko vorhanden.


    So schweißtreibend und spannend das Fechten auch war, so herzlich und entspannt war das Zusammensein danach. Die Franzosen kümmerten sich rührend um die deutschen Gäste, tischten Käse, Brot und Wein auf, und bemühten sich mit ein paar Brocken Deutsch und melodisch gefärbten Englisch um angenehme Gespräche. Die Wulfener dankten es mit ein paar Brocken Französisch und Niederländisch, deutschem Gebäck und dem festen Willen, gute Gäste zu sein.

    „Das war eine tolle Atmosphäre“, freute sich Jeanne, die auch bei den Gefechten ganz vorne dabei war. Trotz aller Schwerter, Lanzen und Äxte war von Kriegsverherrlichung nichts zu spüren. Statt dessen war es eine Völkerverständigung der anderen Art: Wo sich einst die Vorväter den Schädel einschlugen, kommen heute junge Menschen verschiedener Länder zusammen, schwitzen gemeinsam, lachen gemeinsam und reichen sich die Hand. Und das wird auch das Bild sein, das die Zuschauer 2014 zu sehen bekommen: In Freundschaft und der Liebe zur Geschichte gemeinsam ein Projekt durchführen.




  • 12. Februar 2011 | Ares
  • Wetterfest dank mittelalterlicher Technik: Winterwanderung bei Regenwetter

    Nebel, Regen und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt: Mitte Februar lockt das Naturschutzgebiet Haard am Südrand des Münsterlandes nur wenige Spaziergänger an. Für die FN-Mitglieder war das Hundewetter aber eine willkommene Gelegenheit zum Test ihrer Ausrüstung.


    Trotz Wind und Wetter zogen die Wanderer los (v.l.: Æthelweard, Geoffrey, Grypho, Berengar und Ares).

    Regenfälle hatten in der Haard tiefe Pfützen hinterlassen.

    Der eisige Regen trommelt auf die verfaulenden Blätter, die der Herbst in der Haard hinterlassen hatte. Leichter Nebel hat sich wie ein Schleier zwischen die Bäume gelegt, und wo die Schritte im Sommer den Sand auf den Wegen stauben lassen, breiten sich nun dumpfer Matsch und Wasserlachen aus. Die Haard scheint im Februar ein eher trister Ort, kaum ein Vogel ist zu hören. Nur ein leises Platschen erklingt, als ein Schuh aus weichem Leder in den nassen Boden einsinkt, dann ein zweiter, dann mehrere. Eine seltsame Gruppe schält sich aus dem Dunst und nähert sich auf den einsamen Pfaden, die sich wie Spinnweben durch die Waldlandschaft ziehen. Man erkennt Helme, Schilde, wollene Mäntel - eine Wanderschar, die aus dem Mittelalter stammen könnte. Und tatsächlich ist es eine Gruppe Normannen, die an diesem trüben Tag durch die Haard läuft - als Test für Mensch und Material.

    „Natürlich ist es schöner, bei gutem Wetter zu wandern. Aber nur, wenn man auch bei widrigen Umständen loszieht, erkennt man den Wert seiner Ausrüstung“, erklärt Æthelweard. Der 38-jährige ist an diesem Tag als leichtbewaffneter Krieger mit Speer, Helm und Schild unterwegs. „Wir rekonstruieren Ausrüstung und Kleidung des 12. Jahrhunderts“, betont auch Jeanne, „und diese Gegenstände testen wir auch im Einsatz. Wenn sie nicht funktionieren, haben wir etwas falsch gemacht.“ So verstehen die Mitglieder ihre Wanderungen auch als Experiment, bei denen Erfahrungen gesammelt werden. Diese Lehren dienen einerseits zur Verbesserung der Ausrüstung - und helfen zudem, die historischen Gegebenheiten besser nachvollziehen zu können.

    Die Lehren dabei können durchaus überraschend sein: Die Schuhe, die anders als moderne Modelle auf links genäht und dann gewendet wurden, sind auch bei bester Fettung nicht ganz wasserdicht. „Heute ist es eine Grundregel, dass nasse Füße gleichbedeutend mit einem kalten Körper sind“, erklären die Mitglieder, „und wir dachten erst, uns würde bei dem Wetter sofort kalt werden“.

    Doch das Gegenteil erwies sich als wahr: Die wollenen Beinlinge, die wie lange Socken das komplette Bein samt Fuß umschließen, sogen sich zwar mit Wasser voll, erwärmten sich dann aber während des Marsches. „Es ist wie beim Taucheranzug: Das Wasser erwärmt sich am Körper und wirkt dann isolierend. Erst bei längeren Pausen kühlt man aus“, berichtet einer der Wanderer.

    Auch der mit einer Kapuze ausgestattete mittelalterliche Reisemantel, die „Cappa“, erwies seinen Wert bei Wind und Wetter. Brust und Rücken blieben warm. „Der dicke Wollstoff wird außen zwar nass, gibt die Feuchtigkeit aber nicht an den Körper weiter. Es hat schon seinen Grund, dass Pilger, Hirten und Reisende auf mittelalterlichen Abbildungen meist einen solchen Mantel tragen“, so Jeanne. Für die wenigen Rasten hat sie Wegzehrung in ihrer Kiepe, die es auch im Mittelalter schon gab: Gekochte Eier, Wurst, Brot und Salz.


    Jeanne reicht Berengar eine kleine Mahlzeit. Um die Schultern trägt sie den mittelalterlichen Reisemantel, die Cappa.

    Seit zwei Jahren unternehmen wir solche Exkursionen, bei denen die Wanderer nicht die ausgebauten Straßen, sondern kleine und versteckte Pfade benutzen. Nach jeder dieser „Gewanderungen“ (von Gewand und Wanderung) ziehen unsere Mitglieder neue Lehren.

    Dabei steht jede Wanderung auch unter einem anderen Motto. Nach dem "Jagdausflug" vom vergangenem Herbst stand diesmal das Motiv "Frühjahrs-Boten" im Mittelpunkt - eine kleine Gesandtschaft, die mit einer Nachricht oder Aufgabe unterwegs ist. Geoffrey versetzte sich dabei in die Rolle eines Dienstmannes, der mit Verwaltungspapieren samt Begleitung und einer leichten Eskorte unterwegs ist. Diese Rollen basieren zum einen auf historischen Erkenntnissen über das Reisen im Mittelalter, und verstärken andererseits das Erlebnis und den Erkenntnisgewinn für die Teilnehmer.




  • 7. Februar 2010 | Ares
  • Plakativ: Normannen werben für Dorstadt


    Etwas überrascht - wenn auch nicht unangenehm - waren Jeanne und Ares, als sie das neue Plakat der Geschichtsveranstaltung "Tempus - ZeitenWandel" zu sehen bekamen. Das von Werner Pollak schön gestaltete Druckwerk, mit dem das Tempus-Team für die kommende Großveranstaltung in Dorstadt wirbt, zeigt neben einem stolzen Ronny Göbel von Horns Grünem Leibregiment und einem konzentriert blickenden Römer mit prachtvoller Ausstattung auch die beiden Furor-Normannen.


    Ursprünglich sollte, so das Konzept der Veranstalter, mit dem Thema Mittelalter gar nicht besonders geworben werden, um sich noch deutlicher von "klassischen" Mittelaltermärkten abzuheben. Durch die Dreiteilung auf dem Plakat werden nun aber gut die drei großen Bereiche Antike, Mittelalter und Neuzeit angesprochen, die es Anfang Juni auf dem Rittergut Dorstadt im Bereich der Lebendigen Geschichte zu erleben gilt.




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