|
AktuellesDie jeweils aktuellsten Beiträge stehen ganz oben.
![]() Tafelszene aus dem Psalmenkommentar des Petrus Lombardus, Ende 12. Jhdt (Ausschnitt).
![]()
![]() ![]() ![]()
![]()
![]()
![]() Um die große Veranstaltung "Tempus - Zeitenwandel" im nächsten Jahr besser vorbereiten zu können, trafen sich nun die Koordinatoren der einzelnen Zeitinseln auf Einladung der Veranstalter für ein Planungswochenende auf dem Gut Dorstadt. Auch Furor Normannicus, die zusammen mit Hortus Lupi für die Koordination der Zeitinsel "Hochmittelalter" zuständig sind, machten sich auf den Weg. Das alte Rittergut, das 2011 wieder die Kulisse für über 700 Geschichtsdarsteller aus allen Zeiten von der Steinzeit bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts sein wird, bot die nötige Ruhe und den Platz für die Vorbesprechungen. ![]() So wurden beispielsweise die Aufteilung des Geländes, die Gliederung der Zeitinseln und das Programm während der Veranstaltung besprochen. Dank der sachlichen Gespräche, guten Zusammenarbeit und nicht zuletzt auch wegen der guten Verpflegung war es für die Teilnehmer ein angenehmes und doch sehr konstruktives Wochenende. Zur Zeit laufen bereits die Anmeldungen für die größte Re-enactmentveranstaltung in Deutschland.
![]() Ziel war es aber nicht, selbst Jagdwild zu erlegen, sondern eine Pirsch auf mittelalterlichen Sohlen nachzuempfinden. Mit einer Schar von elf Leuten ging es zunächst auf den alten Handelswegen zwischen Wulfen und Haltern durch das weitläufige Waldgebiet. ![]() Wir wanderten entlang der alten und längst versiegten Fischteiche, die einst das Kloster Marienborn im 13. Jahrhundert versorgt hatten, bevor wir am Weißen Kreuz rasteten. Einst als Mahnmal für die Opfer eines Überfalls auf eine Gruppe von Mönchen im 13. Jahrhundert errichtet, wurde das Kreuz der Ausgangspunkt für unsere Pirsch. ![]() Mit leichtem Gepäck unterwegs. ![]() Leise jetzt: Anpirschübung. In nördlicher Richtung ging es in der Nähe des Granatberges durch den lichten Buchenwald, durch hohen Farn und dichte Mischwälder. Dabei stießen wir an vielen Stellen auf Zeichen, die auch mittelalterlichen Jägern die Anwesenheit von Wild verraten hätten: Suhlen von Wildschweinen, Losung von Rehen und Hirschen, und Spuren von Schalenwild. Gerade für die Wildschweine war es ein besonders guter Herbst: Eicheln und Bucheckern sind in Hülle und Fülle zu finden, zudem waren die moosigen Böden von Pilzen gesprenkelt. Es sollte auch nicht lange dauern, bis wir selbst dem Wild Auge in Auge gegenüberstanden: Nach dem Durchqueren einer kleinen Senke sahen wir uns einem ganzen Rudel Hirsche gegenüber. Die Tiere hatten allerdings nichts zu befürchten, da sie sicher auf dem Boden des nahen Wildparkes ästen. Während des Marsches lernten wir nicht nur die lokale Fauna kennen, sondern überprüften auch unsere Ausrüstung im Einsatz. Wie immer bei unseren Exkursionen lieferte auch diese Gewanderung wertvolle Erfahrung. Wie hält man einen Speer im dichten Unterholz? Wie leise kann sich eine Jagdgruppe bei verschiedenen Geschwindigkeiten bewegen? Wie kann man einen gerissenenen Kiepenriemen während des Marsches reparieren? Wie gut kommt man mit mittelalterlichem Schuhwerk auf verschiedenem Untergrund voran? Welche Vorteile besitzt kurze und gedeckte Kleidung im Wald gegenüber längerer Tracht? Alle diese Erfahrungen kommen uns bei der weiteren Arbeit zugute und helfen auch, kommende Gewanderungen zu planen. Schließlich ist es ja auch der Sinn unserer Exkursionen, die Leistungsfähigkeit von Mensch und Ausrüstung in der Praxis zu testen. Und ganz nebenbei macht es natürlich eine Menge Freude, in der Gruppe abseits der festen Wege durch den Herbstwald zu wandern. So werden wir mit Sicherheit auch 2011 zu unseren Wanderstäben, Pilgertaschen und Wasserflaschen greifen und uns auf den Weg machen. ![]()
![]() Altes Handwerk wie die Verarbeitung von Flachs, Spinnen, Blaudrucken, Korbbinden oder Seilerei wurden rund um das neue Heimathaus gezeigt. Auch die Nordfalken und Furor Normannicus waren auf dem Markt vertreten. Wie üblich, war das halbe Dorf zu Gast, um sich die Gewerke und Vorführungen anzuschauen, etwas Leckeres zu essen oder zu klönen. ![]() ![]() Mit einem Infostand trugen wir ein wenig zum bunten Angebot auf dem Flachsmarkt bei. Nahrungsmittel, Kleidung, Rüstungen und Waffen waren die Schwerpunkte der Präsentation, zudem hatten wir besonders zur Freude der Kinder unser kleines Katapult mitgebracht. Die Nordfalken ließen direkt nebenan den Schmiedehammer klingen und erklärten den Besuchern die Ausrüstung der Wikingerzeit. Gemeinsam gestalteten wir eine Modenschau, bei der die Trachten der verschiedenen Jahrhunderte erklärt wurden.
"Es war üblich, dass die jungen römischen Männer im Alter von etwa 16 bis 18 Jahren in die Legion eintraten", erklärt Klaus Schwab. Als Centurio Gaius Claudius Suebus Dentatus leitet der Zahnmediziner seit Mitte der 1980er Jahre die Kohorte, die sich seitdem von einem rheinischen Karnevalsverein zu einer international renommierten Instanz in der antiken Geschichtsdarstellung gemausert hat. Neben den gebrüllten Kommandos der römischen Offiziere war es vor allem die Stimme von Klaus Schwab, die am Wochenende über das Veranstaltungsgelände hallte und den Besuchern das römische Leben näher brachte. ![]() Auch Julian Berg hat sich vorbereitet: Unverdrossen drückt er den Besuchern den fast neun Kilo schweren Turmschild in die Hand, erklärt Waffen und Ausrüstung, und lässt sich von den Gästen Löcher in den Bauch fragen. "Ich kenn das schon, ich wurde ja praktisch hineingeboren", lächelt Julian und sieht zu seinem Vater herüber, der in einiger Entfernung in voller Rüstung mit Besuchern spricht. ![]() Aufgepasst, wer Legionär sein will. ![]() Farbenfroh: Archäologe Norbert Reuter. ![]() Wir legen uns in die Riemen. "Mein Vater ist auch in der Legion. Daher habe ich mitgemacht, seit ich klein bin". Vor rund sieben Jahren habe er dann den Entschluss gefasst, auch Legionär zu werden. Wie in der Antike, so musste Julian auch im Hobby Verantwortung und Wissen zeigen, damit er aufgenommen wurde. Das Hobby, die Lebendige Geschichte, wird von allen Anwesenden schließlich sehr ernst genommen - auch bei den Germanen. "Sobald die Besucher die Dinge vor sich sehen, sie anfassen können, begreifen sie vieles auch sofort", weiß auch der Archäologe Norbert Reuter. Reuter, der auch in Haltern schon gegraben hat und viele Jahre Erfahrung in musealen Führungen mitbringt, unterschied sich optisch in seiner bunten Tracht auf den ersten Blick von den schwer bewaffneten Römern. "Die Hauptwaffe war der beliebte spitze Stock", sagt Reuter und die Gäste wissen nicht so genau, ob er scherzt. Gerade haben sie die mächtigen Belagerungsmaschinen der Römer im Einsatz gesehen, wie sie Steine verschossen und Speere durch die Luft fliegen ließen, und nun das? Doch der Archäologe schmunzelt und erklärt, dass metallene Spitzen teuer und anfangs noch recht selten waren. Während der Legionär sich seine Ausrüstung selber kaufte, musste bisweilen ein ganzes Dorf zusammenlegen, um einen germanischen Krieger auszustatten und zu ernähren. "Ich habe das mal mit viel Aufwand durchgerechnet und bin zu dem Schluß gekommen, dass man etwa 40 Leute brauchte, um einen Krieger auszustatten", betont Reuter und fügt dann lächelnd hinzu, dass er nach dem ganzen Rechercheaufwand gemerkt habe, dass das auch schon andere Wissenschaftler ausgerechnet hatten. "Immerhin sind die auf das gleiche Ergebnis gekommen". Die Zuschauer grinsen - und hören gebannt zu. Das Konzept des Zeigens und Ausprobierens ging auch im Museum voll auf. Die Archäologin Eva Nolte und ihre Kolleginnen von der Museumspädagogik verwandelten schnöde Halterner Besucher in schmucke römische Bürger mit Toga, Tunika und Stola. Wer mochte, konnte durch die Ausstellung bummeln oder draußen Handwerkern, Darstellern und Fachleuten bei ihren Arbeiten zusehen. Das beste Beispiel aber, wie man Menschen von heute die Lebenswirklichkeit von damals beibringen kann, ankerte etwas abseits am See. Die Victoria, der Nachbau eines römischen Bootes, konnte von Freiwilligen gerudert werden. Wer sich wie Geoffrey, Æthelweard und Ares auf die feuchten Ruderbänke setzte, fühlte sich gleich an Galeerensklaven aus alten Filmen erinnert. "Das ist ein Klischee", erklärte der junge Steuermann, "hier ruderten keine Sklaven, sondern die Legionäre selbst". Den dafür nötigen Kraftaufwand konnte man sogleich selbst spüren: Überraschend schwer lassen sich die Riemen zunächst ins Wasser bewegen. Erst nach einiger Übung klatschen die Riemen an beiden Seiten fast gleichzeitig ins Wasser, das Boot gleitet voran. "Wie man sieht, können auch Ungeübte ein solches Boot schnell führen", hört man den Steuermann sagen. Und fühlt sich gleich wie das Mitglied einer Gurkentruppe. Aber Spaß machte es trotzdem, und die Römer hatten ja schließlich jeder zwanzig Dienstjahre in der Legion Zeit zum Üben.
![]() |